Interview im "Morgenmagazin"

Infektiologe im ZDF: Maskenpflicht für Kinder unter zehn Jahren "sofort beenden"

15.06.2021 von SWYRL

Geht es nach dem Infektiologen Dr. Peter Walger, können die meisten Grundschüler auf die Maske im Unterricht ab sofort verzichten. Auch im Außenbereich erkennt der Mediziner keine Notwendigkeit mehr für den Mund-Nasen-Schutz. Das machte er in einem Interview fürs "ZDF-Morgenmagazin" deutlich.

Die Temperaturen steigen, die Inzidenzzahlen sinken: Wann ist der geeignete Zeitpunkt gekommen, die Maskenpflicht in Deutschland zu lockern? Antworten auf diese derzeit heiß diskutierte Frage erhoffte sich ZDF-"Morgenmagazin"-Moderatorin Dunja Hayali am Dienstag von Dr. Peter Walger. Der Internist und Infektiologe von der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene blieb sie nicht schuldig.

Für den Aufenthalt unter freiem Himmel könne man die Verpflichtung zur Mund-Nase-Bedeckung "ganz eindeutig" sofort und überall aufheben, erklärte der Mediziner. Die Diskussion werde sich auf die Frage verengen, in welchen Innenräumen bei welchen Konstellationen noch Bedarf bestehe. Immerhin sei die Maske "eine der effektivsten Maßnahmen, um sich vor der Infektion zu schützen".

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"Das ist eine übertriebene Forderung"

Allerdings: Knapp 50 Prozent der Deutschen, so zitierte Dunja Hayali aus einer aktuellen repräsentativen Umfrage, wollen unabhängig von der Verordnungslage die Maske weiter im öffentlichen Raum tragen. Dazu forderte der Lehrerverband unlängst, die Maskenpflicht an Schulen beizubehalten. "Das ist eine übertriebene Forderung", kommentierte Walger das Anliegen im ZDF. Er ist sich sicher: "Man kann auch zum gegenwärtigen Zeitpunkt sofort die Maskenpflicht für alle Kinder unter zehn Jahren beenden. Das ist schon lange eine Möglichkeit in Abhängigkeit von Inzidenzzahlen."

Differenzierter müsse man auf ältere Kinder schauen, denn da gehe es "langsam in das Risikoprofil der Erwachsenen" über. "Aber bei fallenden Inzidenzzahlen, die wir erwarten in Abhängigkeit von der sommerlichen Entwicklung, wird auch dort die Maskenpflicht fallen müssen."

Der Grund für diese Einschätzung: Die Übertragungswahrscheinlichkeit, die von Kindern ausgehe, sei geringer als bei Erwachsenen. Ebenso würden "die Daten der letzten Monate - auch international - eindeutig belegen, dass die Dominanz der Übertragung auf Kinder eindeutig von den Erwachsenen ausgeht".

"Die Schule ist ein insgesamt relativ sicherer Ort für Kinder"

Heißt: Kinder stecken sich seltener gegenseitig an, etwa in der Schule, demgegenüber aber häufiger in der Familie. Walger: "Die Schule ist ein insgesamt relativ sicherer Ort für Kinder, sicherer als das private Milieu. Dem sollten wir endlich Rechnung tragen." Inwieweit der Distanzunterricht und die nun infrage stehende Maskenpflicht zu dieser Datenlage beigetragen haben, wurde im "Moma"-Gespräch leider nicht vertieft.

Gänzlich sorgenfrei blickt der Infektiologe bei allem Optimismus nicht auf den bevorstehenden Sommer. Man müsse "wachsam bleiben" und die Erfahrungen aus der dritten Welle in Bezug auf das Maskentragen, das gezielte Testen und den Impfschutz anwenden. Mit Blick auf die in Großbritannien Raum greifende sogenannte "Delta-Variante" monierte Walger, die Zweitimpfung zeitlich "weit rauszuschieben", sei ein Fehler der britischen Pandemie-Politik gewesen, den man in Deutschland glücklicherweise nicht begangen habe.

Die gute Nachricht: Wenn beide Impfdosen verabreicht seien, entspreche der Impfschutz auch bei der neuen Delta-Variante "weitgehend" dem bei den bestehenden Varianten. Das gelte im Übrigen sowohl für die in Europa zugelassenen Vektorimpfstoffe als auch für die mRNA-Vakzine.

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