"Kurt Krömer - Feelings"

In Krömer-Podcast: Luisa Neubauer sieht "Ego-Problem" in der Generation Friedrich Merz

16.02.2023 von SWYRL

Im Podcast "Kurt Krömer - Feelings" fühlte sich Luisa Neubauer wie in einer "Öko-Sprechstunde". Der Gastgeber haderte mit der eigenen Verantwortung, die Klimaaktivistin mit der durch Friedrich Merz vertretenen Ü-60-Generation. Dem CDU-Chef fehlten "die Eier", eigene Versäumnisse anzuerkennen.

Sein RBB-Konfrontations-Talk "Chez Krömer" ist Geschichte. Zum Gespräch bittet Kurt Krömer aber auch weiterhin, nunmehr allerdings als Podcast-Moderator und das in einem deutlich zugewandteren Rahmen. Für die aktuelle Folge von "Kurt Krömer - Feelings" sprach der 48-Jährige mit Überraschungsgast Luisa Neubauer. Das Thema ergab sich auch ohne Vorbereitung quasi von selbst. Die "Fridays for Future"-Aktivistin wähnte sich etwa zur Hälfte des 45-minütigen Dialogs gar in einer "Öko-Sprechstunde". "Dein Problem, dass du jetzt hergekommen bist!", bestätigte Krömer scherzhaft.

"Sind die Grünen noch eine reine Öko-Partei?", wollte der Berliner Komiker etwa wissen. "So'n Öko-Obstkorb", kam die Replik. Was der bildhafte Vergleich sagen sollte: Im Vergleich aller Parteien seien bei den Grünen nach wie vor "ganz viele ökologische Visionen verortet". Allerdings sei "der Referenzrahmen für die Grünen nicht die CDU, sondern die Pariser Klimaziele". Neubauer: "Wenn sie meinen, es reicht, wenn sie sich von der FDP abheben, dann läuft etwas schief. Wenn es selbst diese Partei nicht auf die Kette bekommt, wer dann?" Krömer hakte nach: "Kriegen sie's auf die Kette?" - "Unterm Strich nicht", befand die Aktivistin. "In Ansätzen ja, aber das reicht nicht."

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"Besser Doppelmoral als gar keine Moral!"

Kurt Krömer trieb im weiteren Gesprächsverlauf vor allem die Frage der persönlichen Verantwortung um. "Ich höre seit 30 Jahren, dass die Eisberge schmelzen. Und dann denke ich naiv: Soll ich sie alleine retten, wer nimmt mich an die Hand? Soll ich meinen Nachbarn fragen? Reicht es, wenn ich eine Partei wähle?"

Neubauer antwortete mit einer Gegenfrage: "Warst du mal auf einer Klimademo?" Noch nicht, gestand Krömer. Das letzte Mal habe er eine Einladung zu einem Aktivisten-Plenum erhalten, da habe er sich gerade auf dem Flughafen auf dem Weg in den Thailand-Urlaub befunden. Geantwortet auf die Einladung habe er im Angesicht der eigenen Klimasünde nicht. "Ich dachte, das ist doch ein bisschen verlogen." Neubauer kommentierte das Dilemma pragmatisch: "Besser Doppelmoral als gar keine Moral!"

Was der FFF-Aktivistin zu betonen wichtig war: "Du bist ja nicht in deiner ganzen Existenz Urlauber, sondern du bist ein Teil dieser Gesellschaft, ein politisches Wesen. Das geht nicht weg, nur weil du dich für einen bestimmten Urlaub entschieden hast." Krömer wollte es konkret wissen: "Hätte ich zu Hause bleiben sollen?" Sein Gast erklärte: "Das ist eine kritische Phase, in der wir sind, weil zum Beispiel die Urlaubsinfrastruktur nicht kalibriert ist auf das, was ökologisch geht, und deswegen musst du das mit dir selbst ausmachen." Es könne sich durchaus "cool" anfühlen, ein weniger weit entferntes Urlaubsziel anzusteuern. "Aber es befreit dich in keiner Weise von der ökologischen Verantwortung, die du im Politischen hast."

"Wenn du gar nichts machst, bist du ein Aktivist fürs Weiter-so"

Gerade weil derzeit niemand so ökologisch leben könne, wie es notwendig wäre, bestehe eine erhöhte Pflicht, sich für politischen Wandel einzusetzen, etwa den Kohle-Ausstieg oder den Stopp des Autobahn-Ausbaus. Es komme nun darauf an, gesellschaftlichen Veränderungsdruck in die Regierung zu tragen. Neubauer: "Wenn du gar nichts machst, bist du ein Aktivist fürs Weiter-so."

Dass in Teilen der Gesellschaft das "Weiter-so" mitunter aggressiv propagiert wird, machte Kurt Krömer fest an der "Angst der alten Männer, dass ihnen was weggenommen wird". Aus Sicht von Luisa Neubauer eine unbegründete Sorge. Keiner müsse Angst haben, dass ihm das "Hackfleisch geschreddert" oder das Auto beschlagnahmt werde. Auch dürfe man entgegen einer verbreiteten Klage weiterhin "fast alles" öffentlich sagen. "Was sich verändert hat, ist das man sich ab und zu Kritik dafür anhören muss."

Viele Menschen würden es schlicht nicht ertragen, dass sie eigentlich ein schlechtes Gewissen haben müssten, vermutete Neubauer - und dann werde "alles an Ausreden und Beschimpfungen rausgeholt". - "Das ist das Ding: Fehler möchte ich nicht zugeben, und dann schreibe ich Hasskommentare", bestätigte Krömer den Eindruck.

Kurt Krömer: "Wir haben es alle falsch gemacht"

Ein "Generationenkonflikt" liege dem zwar nicht zugrunde, befand Neubauer. Was es aber durchaus gebe, sei "ein Ego-Problem bei einigen", die feststellen würden, "ich bin jetzt 60, seit 40 Jahren ist die Ökologie gut aufgearbeitet, und jetzt kommen die und sagen: Wo warst denn du die letzten 40 Jahre?" Die 26-Jährige weiter: "Ich glaube, das ist das Problem von Friedrich Merz zum Beispiel." Der CDU-Vorsitzende habe "einfach schnurstracks am größten aller Probleme vorbeigelebt" und "jetzt nicht die Eier in der Hose, anzuerkennen: Da war was".

"Mein Herz pocht. Ich werde aggressiv gerade", stellte Kurt Krömer zum Ende der für ihn offenbar aufwühlenden Begegnung mit Luisa Neubauer fest. "Wenn alles den Bach runtergeht, stehen Millionen Menschen da und sagen: Ich hab's ja gewusst." Sein Fazit: "Wir haben es alle falsch gemacht. Aber jetzt nicht im Keller einbuddeln, weitermachen!"

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