Retter der Meere: Tödliche Strandung - Mi. 09.10. - 3sat: 22.25 Uhr

Idealismus oder Pragmatismus: Hauptsache Meeresschutz

05.09.2024 von SWYRL/Christopher Schmitt

"Retter der Meere" will zeigen, dass das Thema Meeresschutz nicht alleine Dokumentationen vorbehalten ist, sondern auch als Fiction funktioniert. Im nun bei 3sat wiederholten ARD-Degeto-Film bringt ein Team um Hannes Jaenicke Wale vor Mauritius in Sicherheit und bekämpft Umweltsünder.

Die größten Säugetiere der Ozeane sind auch sozial intelligente Wesen: An einem Strand von Mauritius, wo sich sonst die Touristen tummeln, ist ein Babywal gestrandet. Also wird die Walkuh versuchen, zu ihrem Kalb vorzudringen - 17 weitere Pottwale im Schlepptau. Einsatz für die Helden der Global Ocean Foundation (GOF): Während Meerestechniker Morten (Erik Madsen) versucht, die Tiere mit seinem Boot am Eindringen in die gefährliche Zone zu hindern, kümmern sich Teamleiter Pit (Daniel Roesner) und Ozeanografin Yuna (Luka Omoto) um das Jungtier am Strand. Der von Sven Fehrensen inszenierte Pilotfilm "Tödliche Strandung" der ARD-Drama-Reihe "Retter der Meere" mit Hannes Jaenicke aus dem Jahr 2021 beginnt dramatisch und behandelt die ganz großen Themen des Meeresschutzes. 3sat zeigt den Film nun erneut.

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Wichtige Botschaft vor traumhafter Kulisse

Vermüllte Gewässer und von Menschen verursachtes Tierleid: Die international besetzte Produktion hat sich zum Ziel gesetzt, auf die Verfehlungen des Menschen aufmerksam zu machen, ihre Botschaft aber in einen unterhaltsamen Spielfilm einzubetten. Das Wagnis darf unter dem Strich als gelungen gelten, wenngleich es ab und an etwas moralinsauer zugeht. Auf der Habenseite darf "Tödliche Strandung" (Buch: Nils-Morten Osburg) dosiert eingesetzte Spannungsmomente, gelungene Actionszenen sowie die traumhafte Kulisse von Mauritius und des Indischen Ozeans verbuchen. Dafür wurde extra ein Wal "gebaut", auch Dokumentaraufnahmen fanden Einzug in den Film.

Meeresbiologe Dr. Reno Finnings (Hannes Jaenicke) hat die GOF mit dem Ziel gegründet, die Meere zu retten. Die Organisation betreut vor Mauritius eine Schutzzone. Zu den etablierten Teammitgliedern gesellt sich zu Beginn des Films Dr. Manuela Hauser, die als Verhaltensforscherin für Meerestiere eine Lücke im Team schließen soll. Dass die neue Mitarbeiterin ohne Absprache mit Teamleiter Pit (Harte Schale, weicher Kern: Daniel Roesner) eingestellt wurde, sorgt ebenso für Spannungen zwischen den Partnern, wie Renos Anbiederungen an den unsympathischen Luxushotelier Aigner (Raymond Thiry). Dabei dreht sich doch alles um die Frage: Warum verlieren die Wale ihre Orientierung? Natürlich sind Umweltsünder schuld, aber wer genau dafür verantwortlich ist, muss das GOF-Team erst herausfinden.

Umweltschützer Hannes Jaenicke in seinem Element

Zwischen den beiden Alpha-Tieren der GOF herrscht eine klare Aufgabenteilung: Einerseits ist da der Machertyp und Dickkopf Pit, gerne im legeren Outfit unterwegs und durch und durch Idealist. Sein Motto: Nicht lange rumlabern, anpacken, Wale retten. Und zur Not geht es nervigen Touris oder Umweltsündern eben an den Kragen. Dem gegenüber steht Hannes Jaenicke als Reno Finnings, Visionär und Kopf der Truppe und zuständig für das Einsammeln dringend benötigter Spendengelder. Früher wollte er ebenfalls mit dem Kopf durch die Wand, inzwischen ist er zwangsweise opportunistischer. Er muss sich pragmatisch mit Politik und Wirtschaft arrangieren. Dieser Konflikt um die Ausrichtung der GOF, welche wohl stellvertretend für viele reale NGOs gelten darf, birgt definitiv Potenzial.

Dabei scheinen die beiden Streithähne wie prädestiniert für ihre Rollen: Hannes Jaenicke macht sich seit Jahren für den Umweltschutz stark, Daniel Roesner ist begeisterter Taucher und Segler. Zudem wirkt der wissenschaftliche Aspekt rund um die Meeresbiologie gut recherchiert. Dies dürfte in erster Linie am Beitrag des Meeresbiologen Dr. Karsten Brensing gelegen haben, der die Produktion als Experte begleitete.

Fader Beigeschmack auf den zweiten Blick

Manchmal kommt die Fürsorge für die Meeressäuger etwas zu rührend daher, aber die hehren Ziele der Meeresretter sind über jeden Zweifel erhaben. Wenn die Menschen eben nicht nur über die oft abstrakten Forderungen des Umweltschutzes reden, sondern ihr Leben dem Kampf gegen Artensterben und Umweltverschmutzung verschrieben haben, nötigt das auch dem Zuschauer Respekt ab und liefert Anknüpfungspunkte zur Identifikation.

Erst auf den zweiten Blick stößt etwas sauer auf, wie sich der Auftritt der Weltverbesserer ebenfalls lesen lässt: Jetzt kommen die Europäer, um den Einheimischen im Urlaubsparadies mal zu zeigen, wie Umwelt- und Artenschutz richtig funktioniert. Dies vermittelt zumindest hier und da den faden Beigeschmack einer Art moralischen Entwicklungshilfe.

Eine Fortsetzung des ursprünglich als Reihe angedachten Films ist drei Jahre nach der Erstausstrahlung von "Retter der Meere: Tödliche Strandung" eher unwahrscheinlich.

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