"Die Höhle der Löwen"

"Ich glaube, er betet": Eigenwilliger Vegan-Ei-Erfinder lässt die VOX-"Löwen" bangen

20.04.2021 von SWYRL/Rupert Sommer

"Das wird eine ganz große tolle Nummer": Mit der Vorstellung eines geschmacklich überzeugenden veganen Ei-Ersatzes löste ein Konditormeister und Bäcker aus Kitzbühel einen regelrechten Bieter-Wettkampf in der Löwen-Höhle aus. Noch mehr Gebote bekam aber ein ziemlich aufgewecktes Damen-Trio ab.

Der Mann ist eine Erscheinung - optisch, sprachlich und von seinem mitreißend tollen Temperament her. "Ey like it vegan": Das ist der auch orthografisch kuriose Schlachtruf, mit dem am Montagabend der 50-jährige Chris Geiser aus Kitzbühel in die VOX-Sendung "Die Höhle der Löwen" zog. Im Arm hatte er eine gelbe Begleiterin: "Heidi", die Henne. "Heidi hat jahrelang in einer Legefabrik gearbeitet", stellte der fidele Tiroler seine kostümierte Präsentationspartnerin vor, die es sich allerdings auf offener Bühne gleich bequem machen durfte. Heidi streckte die Hühnerbeine in einer Sonnenliege aus. "Artgerecht ist nur die Freiheit", sagte der Österreicher.

Chris Geiser macht sich schon seit Jahren für den Kampf gegen Massentierhaltung stark. Und seit zwei Jahrzehnten kocht und backt er mit selbst entwickelten veganen Zutaten. Was ihm bislang noch fehlte: ein veganes "Ei". Sein Produkt MyEy soll nun die Lösung sein. Hinter dem Markennamen "MyEy", das der Chef-Patissier auch für Produkte wie einen veganen Eierlikör einsetzt, steht ein Ei-Ersatz, den Geiser sich patentieren ließ. MyEy soll in Bezug auf Geschmack, Farbe und Aufschlagfähigkeit dem Original sehr nahekommen.

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Drei Löwen streiten sich ums Ei

Und das wollte der Tiroler live demonstrieren - in einer kleinen Koch-Show. "Mit MyEy ist alles möglich - sogar Spiegelei", sagt er. Judith Williams und Georg Kofler halfen ihm beim Anrühren und Aufschäumen von Ei-Weiß und Ei-Gelb aus einem Pulver, das aus pflanzlichen Proteinen besteht. Inhaltsstoffe von MyEy sind Naturprodukte, wie sie die Hühner selbst essen. Konkret befindet sich neben aus Erbsen bezogenem pflanzlichen Eiweiß Johannisbeerkrautmehl sowie eine Auswahl aus Mineralsalzen und Gewürzen in der MyEy-Mischung.

In die Löwen-Höhle war der Kitzbüheler mit seiner Heidi gezogen, um jetzt noch größer durchstarten zu können. Immerhin stapeln sich bei Chris Geiser Aufträge sogar aus China und den USA. 22.000 Dosen pro Jahr hatte er zuletzt im Durchschnitt verkauft. So sah sein Wunsch, 150.000 Euro für 15 Prozent der Firmenanteile einzustreichen, auch alles andere als vermessen aus. Und tatsächlich: Drei Löwen - in zwei Investment-Konstellationen - boten sich an.

"Es ist eine ganz authentische Geschichte", sagte Investor Nils Glagau, dessen Firmen mit Vegan-Produkten gute Erfahrungen gemacht haben. "Es ist ein Trend, der sich weltweit fortsetzen wird." Er ging auf das Angebot ein - genau so, wie Chris Geiser es gestellt hatte. Doch Handelsexperte Ralf Dümmel und Star-Löwe Carsten Maschmeyer, der selbst einen Sohn hat, der sich seit Jahren vegan ernähert, wollten auch einsteigen. Sie boten dem Tiroler einen etwas anderen Deal an: 300.000 Euro für dann aber 30 Prozent an den Firmenanteilen - je 15 Prozent pro Einzelinvestor. Was sie zusätzlich in die Waagschale warfen: internationale Netzwerke. "Ich glaube, dass ich mit meinen Kontakten in die USA helfen kann", sagte der Boss der Maschmeyer Group.

Darauf ein Glas "Ey-erlikör"!

Plötzlich wurde der vorher noch so lebhafte, lustige Tiroler stumm, zog sich im Bühnenhintergrund zurück. Ja, es sah tatsächlich sogar aus, als ob er meditieren oder beten würde, wie Judith Williams vermutete. Dann kehrte aus der kurzen Bedenkzeit zurück - und das Selbstbewusstsein des erfolgsverwöhnten Gründers war wieder da. Chris Geiser entschied sich dafür, mit Familienunternehmer Nils Glagau weiterzumachen.

"Das wird eine ganz große tolle Nummer", freute sich der Investor, der die Kollegen Dümmel und Maschmeyer ausgestochen hatte. Mit einem kurzen Jodler feierte der Hühner-Freund seinen Deal. "Da gackern ja die Hühner vor Freude", jubelte Chris. "Ich habe jetzt einen zweiten Gockel in unserem Hühner-Team."

Schwäbisch-chinesische Hallo-Wach-Wunderpille

So aufgekratzt wie beim veganen Gegacker erlebte man die Löwen am Montagabend gleich noch mal. Dann nämlich, als mit der Unternehmerin Annette Steiner-Kienzler, Spross einer Stuttgarter Apotheker-Familie, sowie Maxi Staiger und Nadja Fischer drei ziemlich energiegeladene Damen die Bühne erstürmten. Sie stellten ihre NAO-Dragees vor, die einen sensationellen "Hallo Wach"-Effekt auf Basis von Naturstoffen versprechen.

Möglich machen das Zutaten wie grüne Kaffeebohne, chinesischer Schattentee und Extrakte der fernöstlichen Brahmi-Pflanze. Einmal eingenommen, sollen die Dragees, die als Nahrungsergänzungsmittel in sehr edel gestalteten Verpackungen vermarktet werden, bis zu acht Stunden wachhalten - ohne "Flatternerven"-Effekt, wie man ihn vom übermäßigen Kaffee-Genuss kennt. Carsten Maschmeyer, der beruflich viel reist, aber selbst kein Kaffee-Trinker ist, war da gleich hellhörig. "Ich muss den ganzen Tag fit sein."

Auch Ralf Dümmel richtete seine Sensoren hellwach auf: Er denkt vor allem an NAO-Verkäufe an Tankstellen. Doch damit nicht genug: Ins Wett-Bieten stieg auch Dagmar Wöhrl ein. "Ich find's toll, drei Frauen hier zu haben", lobte sie das kesse NAO-Trio. "Sie wissen, wovon Sie reden." Sie akzeptierte die Forderungen der Gründerinnen und zeigte sich bereit, 300.000 Euro für 20 Prozent am Unternehmen zu bezahlen, um die Dragees auf einem umkämpften Markt rasch groß zu machen.

Vier Löwen im Mehrkampf - und eine bange Entscheidung

Ähnliches plante auch - als Vierter - Nils Glagau. Auch er ließ sich auf das Original-Angebot ein. "Ich bin der Richtige", pries er den NAO-Damen seine Qualitäten an und verwies auf 30 Jahre Firmen-Erfahrung mit Nahrungsergänzungsmitteln. Letztlich legten Glagau und Wöhrl Einzel-Angebote vor. Ralf Dümmel und Carsten Maschmeyer schlossen sich spontan zum Duo zusammen. Sie forderten als Doppel-Löwen allerdings ein Viertel am NAO-Unternehmen - für die erhofften 300.000 Euro.

Nun musste das Trio die Köpfe zusammenstecken. Vier Löwen, drei Angebote - und eine Qual der Wahl. "Unser Ziel war immer, schnell zu wachsen und Masse aufzubauen", verkündete schließlich Annette Steiner-Kienzler. Sie entschied sich für die Doppel-Löwen Maschmeyer und Dümmel. Und die waren hellwach - und begeistert. Mit diesen drei Damen werden sie Spaß haben, freute sich der aufgekratzte Serien-Investor Maschmeyer.

Drei Präsentationen gehen leer aus - oder erhalten nur ein Taschengeld

Nichts zu lachen hatten in der Montagsshow dagegen zwei Finanz-Experten, die mit der App-Lösung ZASTA aus Rostock mehr Deutsche zum Abgeben einer Steuererklärung bewegen wollten. Ihr Manko: offene Fragen zum Geschäftsmodell und eine mit durchgerechnet fünf Millionen Euro viel zu hohe Firmenbewertung. Ebenfalls nicht überzeugen konnten die bikuh-Gründer aus Frankfurt am Main. Sie stellten den Löwen eine Werbe-Lösung fürs Trend-Fortbewegungsmittel Fahrrad vor. Allerdings legten kritische Nachfragen der potenziellen Investoren rasch einen Nerv frei. "Das funktioniert nicht", sagte Carsten Maschmeyer. "Stellen Sie das ein."

Blieb mit Til Rothe aus Dresden ein sympathischer Sonderling, der ebenfalls fast komplett durchs Raster fiel, weil er mit seiner zugegebenermaßen originellen, aber eben auch eigenwilligen Idee für einen Bierkisten-Tragerucksack noch ganz am Anfang steht. Alle Löwen hörten dem netten Dresdner Studenten gerne zu - winkten dann aber ab. Bis auf Ralf Dümmel, in dem väterliches Mitleid wach wurde. Und die lediglich 20.000 Euro für 30 Prozent am BeerBag wirkten plötzlich wie ein Taschengeld. Ralf Dümmel schlug ein - und unterstützte somit ein (eher hoffnungsloses) Projekt, mit dem man sich fast noch bei "Jugend forscht" bewerben und auch dort zumindest Sympathiepunkte einsammeln könnte. Ein Happy-Deal mit Herz!

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