"60 Jahre ZDF"

"Gudn Aamd!": Warum vor 60 Jahren die Mainzelmännchen erfunden wurden

26.03.2023 von SWYRL/Marina Birner

Anton, Berti, Conni, Det, Edi und Fritzchen - wer kennt sie nicht, die Mainzelmännchen! Das Jubiläum "60 Jahre ZDF" ist ein geeigneter Anlass, um zu erforschen, was genau hinter den sympathischen Trickfiguren steckt.

Nein, sie sind nicht etwa ein billiger Abklatsch der Kölner Hausgeister, der Heinzelmännchen: Anton, Berti, Conni, Det, Edi und Fritzchen sind echte Promis - und wahrscheinlich die berühmtesten Werbetrenner im deutschen Fernsehen, allseits bekannt und beliebt als die Mainzelmännchen im Zweiten. Die sympathischen Zeichentrickfiguren huschen bereits seit stolzen 60 Jahren über die TV-Bildschirme. Einen Tag nach Ausstrahlung der ersten ZDF-Sendung, am 2. April 1963, strahlte der Sender, wie es seitens der Mainzer heißt, "auf Wunsch" des Gründungsintendanten Prof. Karl Holzamer, den ersten Werbespot aus. Zur Auflockerung der staatsvertraglichen Verpflichtung zur Trennung von Werbeblöcken sollten am Anfang und am Ende eines Blocks die Mainzelmännchen dienen. Es war eine Idee für Generationen, wie man heute weiß.

Das Jubiläum ist Anlass genug, um die lustige Truppe einmal genauer unter die Lupe zu nehmen: Karikaturenzeichner Wolf Gerlach (1928 bis 2012) war der Schöpfervater der Mainzelmännchen. Er skizzierte Ende 1962 die ersten, recht einfach gehaltenen Entwürfe. Ein paar Änderungen hier, ein Feinschliff da, und die Kultfiguren waren geboren - damals noch in Schwarzweiß, versteht sich.

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Die Stimme der Mainzelmännchen

Farbliche Kennzeichnung war zu Beginn des Fernsehens noch nicht möglich: Daher schrieb man jedem Mainzelmännchen in den 60er-Jahren eine charakteristische Eigenschaft zu. Da war der kreative Heimwerker Anton, der technisch affine Kommunikationsprofi Berti, der innovative "Mainz-fluencer" Conni, der väterliche Bücherwurm Det, das esoterische Sensibelchen Edi und zu guter Letzt der aktive Trendsportler Fritzchen. Die Namen orientieren sich an den sechs ersten Buchstaben des Alphabets, der Sammelbegriff ist hingegen primär auf die ZDF-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter zurückzuführen: Als das "Länderfernsehen" damals noch in den Kinderschuhen steckte, betitelte man diese in Presseberichten ebenso liebevoll wie spöttisch als "Mainzelmännchen".

Am 25. August 1967 war beim ZDF erstmalig ein Werbespot in Farbe zu sehen: Mit Einführung des Farbfernsehens kleideten sich auch die Mainzelmännchen frischer. Seitdem folgten insgesamt drei Relaunches, die den Figuren zu mehr Persönlichkeit und einem individuellen Look verhelfen sollten.

Vor über 20 Jahren hieß es, die Herren würden das erste Mal sprechen: Der gebürtige Biebricher Oliver Schmidt leiht den sprechenden Werbetrennern seit Anfang der 2000er-Jahre in der Tat seine Stimme. "Gudn Aamd", schnattern die Sechs stets fröhlich vor sich hin. Und Det gibt schon das ein oder andere Mal eine kurze "wunderbares Wetter"-Prognose ab. Von "Servus" über "Danke" bis hin zu "Guck mal" und "Frohes neues Jahr" entwischt ihnen heute so manch ein Gesprächsfetzen. In Wahrheit machten die Mainzels bereits in den 70er-Jahren mit mehr als nur Grußlauten auf sich aufmerksam. Damals presste noch Zeichner Gerlach das keckernde Lachen im Tonstudio heraus. In der Mini-Krimi-Reihe über den "Sender Nordlicht", genauer gesagt in dem fünfminütigen Kurzfilm "Die Entführung der Mainzelmännchen", waren ganze Dialoge zu hören - schließlich mussten die gutmütigen Freunde einen Fluchtplan schmieden.

"Keine Missgunst, keine Schadenfreude"

"Keine Missgunst, keine Schadenfreude", so beschrieb der Geschäftsführer des ZDF-Werbefernsehens, Hans-Joachim Strauch, die heile Mainzelmännchen-Welt bereits vor knapp zehn Jahren. "Wir haben jüngst eine Studie durchgeführt: Die Mainzelmännchen sind in der Gesamtbevölkerung rundweg beliebt - egal, ob jung oder alt und unabhängig von der Gesellschaftsschicht. Jeder kann sich mit den kleinen Kerlchen identifizieren und findet sie sympathisch. Das ist aus meiner Sicht ein Phänomen", schwärmte der gelernte Werbekaufmann zum "50. Geburtstag" von ZDF nebst Mainzelmännchen. Es gilt als gesichert, dass sich das bis heute nicht geändert hat. Auch wenn die Kritik am öffentlich-rechtlichen Fernsehen zumindest gefühlt lauter zu werden scheint - gegen die lustigen Trickfiguren richtet sie sich nicht. Wäre auch noch schöner!

Die "zeitlosen Entspannungsphilosophen", wie sie das ZDF liebevoll nennt, versüßen vor allem Kindern die Werbepausen mit kurzen Clips, die nur ein paar Sekunden dauern. Sie erreichten im Laufe der Jahre regelrechten Kultstatus - und das nicht nur in der Gutenberg- und Medienstadt: So können Fans seit 2016 kostenlose Sticker für iMessage bei iOS-Geräten erwerben oder auf ihr Signal warten, um die Straße zu überqueren - denn auch 2016 wurde die erste Mainzelmännchen-Ampel am Mainzer Neubrunnenplatz eingeweiht. Mittlerweile zieren ganze 15 Mainzel-Signalanlagen prominente Plätze der Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz. Seit 2022 stehen die drolligen Mainzel-Sticker sowohl für WhatsApp- als auch Signal-Anwendungen für Android-Geräte kostenlos im Google Play Store zum Download bereit.

Überdies sind die häufig tollpatschigen Gute-Laune-Macher zuweilen in der Satiresendung "heute-show" zu sehen, wo sie beweisen: Auch wenn's mal eher unlustig wird, sind sie immer noch für einen Schmunzler gut. "Den Zuschriften nach zu urteilen, mögen es die Zuschauer aber am liebsten, wenn wir allerlei kranke Sachen mit den Mainzelmännchen veranstalten", erklärte einst Moderator Oliver Welke im Rahmen der Medientage München auf dem Panel "Echt komisch? Humor im Fernsehen zwischen Sitcom und Satire". Das Format scheint die Bühne für die Sechs zu sein, auf der sie kein Blatt vor den Mund zu nehmen brauchen.

Die Mainzelmännchen-Ehrenwürde

Ihr Erfolg geht mittlerweile über das lineare Fernsehen hinaus: Anton, Berti, Conni, Det, Edi und Fritzchen wurde anlässlich ihres 50. Geburtstages 2013 die Mainzelmännchen-Ehrenwürde verliehen. Immerhin hätten sie sich als mediale Botschafter der Landeshauptstadt in besonders sympathischer Weise um das Renommee der Stadt verdient gemacht, wie die Verantwortlichen argumentierten. Zum 60. Geburtstag dürfen sich Fans und Sammler nun über drei Sonderbriefmarken, gespickt mit Mainzel-Motiven im Rahmen der Kooperation zwischen der Stiftung "Jugendmarke" und dem Bundesfinanzministerium freuen. Ab August sind die speziellen Marken in allen Postfilialen des Bundesgebiets erhältlich.

Das ZDF feiert sein Jubiläum mit einigen Sondersendungen. Unter anderem ist am Samstag, 1. April, zur besten Zeit eine Sendung namens "Die Show der Shows" im Programm zu finden, in der an Meilensteine des Unterhaltungsfernsehens erinnert werden soll. Ob die Mainzelmännchen dann auch auf ein flottes "Gudn Aamd!" vorbeischauen?

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