"maischberger. die woche"

Gottschalk verteidigt #allesdichtmachen: "Jede Diskursfähigkeit verloren gegangen"

29.04.2021 von SWYRL

Seit fast einer Woche diskutiert Deutschland über die satirisch gemeinte Online-Kampagne #allesdichtmachen. In der ARD-Talkshow "maischberger. die woche" verteidigte Entertainer Thomas Gottschalk nun die Aktion.

Knapp eine Woche nach der Social-Media-Kampagne #allesdichtmachen schlägt die gemeinschaftliche Aktion von etwa 50 deutschen Schauspielgrößen, darunter Jan Josef Liefers, noch immer hohe Wellen. Am vergangenen Donnerstagabend hatten zahlreiche bekannte deutsche Schauspieler satirische Videos geteilt, in denen sie die Corona-Maßnahmen kritisieren. Es dauerte nicht lange, bis sich in den sozialen Medien Entsetzen über die Aktion breit machte. Während #allesdichtmachen von zahlreichen AfD-Politikern und Anhängern der "Querdenken"-Bewegung Applaus erntete, kam von vielen Medienschaffenden und Schauspielkollegen der Beteiligten heftiger Gegenwind.

Auch in der vergangenen Ausgabe der ARD-Talkshow "maischberger. die woche" waren die Videos Diskussionsthema. Zu Gast war am Mittwochabend unter anderem der frühere "Wetten, dass..?"-Moderator Thomas Gottschalk. Der 70-Jährige verteidigte die Kampagne rund um Jan Josef Liefers: "Das sind alles ernsthafte Menschen." Er könne verstehen, dass es Zustimmung für die Aktion gab, und man wisse genau, dass Liefers nur "das Beste" im Sinn gehabt habe: "Der wollte einen Beitrag leisten, dass die Dinge besser werden." Dabei habe sich der "Tatort"-Darsteller offensichtlich etwas von anderen Menschen einreden lassen, "was nicht verständlich war", so Gottschalk. Für ihn stehe fest: Die AfD oder Querdenker habe Liefers nicht bedienen wollen.

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"Der alte weiße Mann hat nichts zu melden"

Gleichzeitig kritisierte das Entertainment-Urgestein die deutsche Debattenkultur. "Es ist in diesem Lande, glaube ich, jede Diskursfähigkeit verloren gegangen. Das ist eine gewisse Tragik", so Gottschalk. Die Kampagne sei "ein Aufschrei, ein Aufbegehren" gewesen. Es müsse klar sein, dass es sich bei #allesdichtmachen um "Schauspieler, die sich in irgendeiner Form äußern wollen", handle, erklärte der Moderator.

Der Aktion liege eine "nicht verstandene Ironie" zugrunde. Gottschalk selbst traue sich nichts mehr zu sagen: "Der alte weiße Mann hat nichts zu melden." Als Beispiel hierfür zog der Entertainer auch den SPD-Politiker und ehemaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse heran, der mit einem kritischen Gastbeitrag über Identitätspolitik in der "FAZ" für Furore sorgte. Gottschalk beklagte den "Gänsehaut-Pur-Sprech", in dem die Reaktionen auf Thierses Äußerungen verfasst worden seien. Es gebe heutzutage "Maulkörbe, die relativ schnell auf einen niedersausen".

"Ich hätte wahrscheinlich mitgemacht"

Auf Sandra Maischbergers Nachfrage, ob er sich auf Anfrage selbst an #allesdichtmachen beteiligt hätte, antwortete der frühere Showmaster: "Ich hätte wahrscheinlich mitgemacht - und dann sofort erschreckt wieder zurückgezogen." In Hinblick auf die in der Kampagne kritisierten Maßnahmen der Bundesregierung räumte er allerdings ein, dass er aus einer privilegierten Position heraus spreche: "Ich bin in der komfortablen Situation, dass ich nicht in einer Zwei-Zimmer-Wohnung mit zwei schulpflichtigen Kindern unterwegs bin, die Homeschooling machen." Zum Schluss erklärte Gottschalk, der bereits zweimal geimpft wurde, er sei "wie alle anderen auch: ratlos, aber hoffnungsfroh".

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