"Cruella" im Kino und bei Disney+

Emma Stone vs Emma Thompson: So punkig ist der neue Disney-Film "Cruella"

26.05.2021 von SWYRL/Sven Hauberg

Was hat Cruella de Vil eigentlich gegen Dalmatiner? Der Disney-Film "Cruella" verrät es.

Zugegeben, es gibt subtilere Namen als Cruella de Vil. Aber die Frau, die das Grausame und das Teuflische im Namen trägt, liebt eben auch den ganz großen Auftritt. Cruella de Vil, das ist jene schillernde Schurkin, die 1956 in Dodie Smiths Roman "Hundertundein Dalmatiner" ihren ersten Auftritt hatte, wenig später dann in einem Zeichentrickfilm von Disney zu sehen war und Mitte der 90-er in einem Realfilm. Damals wurde die Dalmatinerbesessene Exzentrikerin von Glenn Close gespielt, nun, im neuen Film "Cruella", übernimmt Emma Stone die Rolle.

"Cruella" (ab 27. Mai im Kino, ab 28. Mai bei Disney+) versteht sich als "origin story", als Film also, der vom Werdegang einer bereits bekannten Figur erzählt. Und der Werdegang der Cruella de Vil, er ist tatsächlich ziemlich ungewöhnlich. Zu Beginn von Craig Gillespies Film heißt Cruella noch Estella und ist ein junges Mädchen, das im London der 60-er zusammen mit ihrer verarmten Mutter aufwächst.

Dann aber kommt es zur Tragödie, auf einem Kostümfest wird Estellas Mutter bei einem tragischen Unfall getötet, an dem sich Estella die Schuld gibt. Zeitsprung, zehn Jahre später. Im London der 70-er bahnt sich der Punk langsam seinen Weg, und Estella, nun eine junge Frau, schlägt sich mit Gaunereien durchs Leben - Charles Dickens und Sigmund Freud gleichermaßen hätten ihre Freude an dieser ersten halben Stunde Film.

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Zwischen Punk und Glam

Estella träumt vom Leben als Modedesignerin, und dank einiger Mauscheleien schafft sie es tatsächlich, einen Job bei der angesagten, millionenschweren Designerin Baronin von Hellman (Emma Thompson) zu ergattern. Zunächst zwar nur als Putzfrau, aber wie das so ist in solchen Filmen: Estella zeigt im richtigen Augenblick ihr Talent und darf fortan mit der Baronin zusammen Kleider entwerfen.

Als sie aber dahinterkommt, dass die Modezarin einst für den Tod ihrer Mutter verantwortlich war, sinnt sie auf Rache, und aus Estella wird die Modeschöpferin Cruella. Diese Cruella ist eine Art teuflische Vivienne Westwood, eine punkige Modeschöpferin, die dem Swinging London der 60-er endgültig den Todesstoß versetzt und gleichzeitig auch der Baronin von Hellman nach Karriere und Leben trachtet. Und, klar: Mit Dalmatinern, auch das zeigt dieser Film, hat sie so ihre Probleme ...

Regisseur Craig Gillespie ("I, Tonya"), dieser Verdacht drängt sich in den gut 135 Filmminuten immer wieder auf, muss ziemlich oft "Joker" gesehen haben, jenen reichlich umstrittenen Film über die Bösewerdung von Batmans Erzfeind. Vieles in "Cruella" erinnert an Todd Phillips' Superschurkenstory, von den psychologischen Konflikten bis zum Wahnsinn, der sich immer wieder Bahn bricht. Nur ist "Cruella" eben ein Disney-Familienfilm, und so ist der Irrsinn seiner Protagonistin über weite Strecken vor allem pure Behauptung. Man spürt, wie gerne Gillespie so richtig über die Stränge geschlagen hätte, in einem ab 6 Jahren freigegebenen Film aber ist das Diabolischste noch Cruella de Vils Name.

Was "Cruella" dennoch zum Ereignis macht, sind erstens die beiden Hauptdarstellerinnen. Emma Stone spielt Estella mit genialer Verschlagenheit und deren Alter Ego Cruella mit opulenter Boshaftigkeit; Emma Thompson hingegen ist die Gefühlskälte in Person, ein reiches, geniales, aber auch ziemlich einsames Monstrum. Vor allem aber ist "Cruella" ein fantastisch ausgestatteter Film, voller verschwenderischer Kostüme und opulenter Settings. Die Auftritte, mit denen Cruella die ihr so verhasste Chefin als Auslaufmodell bloßstellen will, sind Punk und Glam zugleich, hingerotzte Frechheit und ganz große Pose in einem. "Cruella" ist vor allem Letzteres, ein Film, dem ein klein bisschen mehr Unverschämtheit nicht geschadet hätte.

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