Ringo Starr mit neuem Mini-Album

"Ein verdammt guter Drummer!"

18.03.2021 von SWYRL/Stefan Weber

Liebe, Frieden und das Schlagzeug: Ringo Starr, inzwischen 80 Jahre alt, veröffentlich weiterhin fleißig neue Musik. Sein aktuelles Projekt: die Allstar-EP "Zoom In".

Es ist wahrscheinlich eines der bekanntesten Beatles-Zitate. Auf die Frage, ob Ringo Starr der beste Schlagzeuger der Welt sei, antwortete John Lennon einst: "Er ist nicht einmal der beste Schlagzeuger der Beatles!" Die Aussage war natürlich lustig gemeint. Sie blieb jedoch hängen. Denn sie passte zum öffentlichen Bild von Ringo Starr: Er hatte das Klischee des Spaßvogels zu bedienen und wirkte auch immer ein wenig ungeschickt und fast ein bisschen naiv. Im Vergleich zum Songwriter-Duo John Lennon/Paul McCartney und Gitarrengott George Harrison war er schließlich eben "nur" der Schlagzeuger in der wichtigsten Popband aller Zeiten. Inzwischen - der weltweit anerkannte Musiker Ringo Starr veröffentlicht mit "Zoom In" seine bereits 21. Solo-Platte - sollte aber mit solchen Vorurteilen Schluss sein.

"Als ich 13 war, war es mein Traum, Schlagzeuger zu werden. Ich wollte kein Gitarrist oder irgendetwas anderes sein. Ich wollte Schlagzeuger sein." Über seine eigene Motivation ließ Ringo Starr einst im Interview mit US-Talkmaster Larry King keine Zweifel. Doch seine Leidenschaft für Musik lässt sich sogar noch früher feststellen.

Am 7. Juli 1940 in Liverpool als Richard Starkey geboren, trennten sich seine Eltern, als Starr drei Jahre alt war. Sein Stiefvater, Harry Graves, unterstützte aber seine musikalischen Interessen schon im frühen Kindesalter. Das - wie später auch seine Jugend - durch Krankheiten geprägt war: Mit sechs Jahren lag er nach Komplikationen bei einer Blinddarmentzündung knapp drei Wochen im Koma, später entwickelte er eine chronische Rippenfellerkrankung, die ihn zwang, lange Zeiten in einem Sanatorium zu verbringen.

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"Ich wurde ein Beatle, weil ich ein unglaublicher Musiker bin"

In der Schule dadurch zwar zurückgeworfen, verfolgte er seinen Musikertraum dennoch mit Nachdruck: Mit 17 gründete er seine erste Skiffle-Band in Liverpool, zwei Jahre später schloss er sich den Raving Texans an und gab sich selbst seinen Künstlernamen, Ringo Starr, weil er so "Cowboy-mäßig" klang. In jener Zeit lernte er auch John, Paul und George kennen. Seine Aufnahme bei den Beatles war dann - so Starr selbst - fast nur noch eine Frage der Zeit: "Ich wurde ein Beatle, weil ich ein unglaublicher Musiker bin. Sie riefen mich an und fragten, ob ich Teil der Band sein will. Ich sagte: ja, klar! So ist das passiert."

Im Übrigen keine überzogene Selbsteinschätzung, sondern eine, die John Lennon in einem seiner letzten Interviews mit dem "Playboy" teilte: "Ringo war schon ein Star, bevor wir uns jemals trafen. Er war ein professioneller Schlagzeuger, der sang und performte und in einer der besten Bands aus ganz Großbritannien spielte, bevor wir überhaupt einen Drummer hatten." Und so mag man Starrs Beitrag zum musikalischen Erbe der Beatles vergleichsweise gering schätzen. Neben seinem Schlagzeugspiel fielen schließlich nur sein eingeschränkter Baritongesang bei "With A Little Help From My Friends" und "Yellow Submarine" sowie - als eine seiner wenigen Eigenkompositionen - "Octopus's Garden" auf. Die Wirkung, die sein stets solide gespielter Backbeat auf die Kompositionen und den (musikalischen) Zusammenhalt der Band hatte, darf jedoch keinesfalls unterschätzt werden.

Dass Starr in einer Band voller großer musikalischer Egos eine ausgleichende Rolle spielte, bestätigte - für viele vielleicht überraschend - Lennon-Witwe Yoko Ono. Ebenfalls im Interview mit Larry King lobte sie den Schlagzeuger dafür, dass Starr sich stets "kooperativ" verhalten habe: "Er sagte niemals: ich, ich, ich! Ich bin hier der Star! Er spielte einfach mit den anderen Leuten der Band zusammen." Von Starr sei zudem immer eine gewisse Friedfertigkeit und Liebe ausgegangen, so Ono weiter.

Liebe und Verständnis

Für die Ideale der Flower-Power-Generation stand Starr, der sich vegetarisch ernährt und täglich meditiert, auch später noch gerne ein. So zitierte etwa "Peace Dream", ein Song vom 2010er-Album "Y Not", die weltberühmten "Give Peace A Chance"- und "Imagine"-Zeilen seines Beatles-Kollegen John Lennon. Und auch im Privatleben hält er "Liebe und Verständnis" für die wichtigsten aller Tugenden: Seit 1981 in zweiter Ehe mit der Schauspielerin Barbara Bach (bekannt als Bond-Girl in "Der Spion der mich liebte") verheiratet, seien eben jene das Geheimnis seiner Ehe, sagt er. Stolz darf er indes auch auf drei Kinder aus erster Ehe (zwei Söhne, eine Tochter) sein, wobei sein ältester Sohn ihm wahrscheinlich besonders große Freude macht: Zak Starkey ist ebenfalls Schlagzeuger, spielte bereits oft mit seinem Vater in dessen "All-Starr-Band" - und war zeitweise sogar halb-offizielles Mitglied der Beatles-Jünger von Oasis.

Wenn er wollte, könnte Ringo Starr sich schon seit Langem entspannt zurücklehnen und seinen Ruf genießen. Aber kann ein Vollblut-Musiker wie er je in Rente gehen? 2019 veröffentlichte Starr, der im Jahr zuvor im Buckingham Palace zum Ritter geschlage wurde, das Album "What's My Name" - es könnte das letzte sein, erklärte er damals. Von wegen. Im Corona-Jahr 2020 hat er wieder eine Platte aufgenommen, die er jetzt auf den Markt bringt. "Zoom In" ist sein inzwischen 21. Album als Solo-Musiker, zu hören sind auf der Fünf-Song-EP neben Steve Lukather unter anderem auch Paul McCartney, Lenny Kravitz, Sheryl Crow und Dave Grohl. Wenn Starr ruft, dann kommen sie nach wie vor alle.

Vielleicht ist diese neue Platte dann ja die letzte, vielleicht kommt jetzt der Ruhestand. Allerdings: Sir Ringo betonte in Interviews bis zuletzt auch immer wieder, wie sehr er es nach wie vor genieße, Musik zu machen. So oder so: Seinem Ruf können auch viele Unkenrufe nichts mehr anhaben. Denn auch John Lennon, der gerne die ein oder andere Spitze gegen Ringo Starr parat hatte, erkannte schließlich: "Ringo ist ein verdammt guter Drummer!"

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