Lebenslinien: Christian Stückl - Meine große Passion - Mo. 09.05. - BR: 22.00 Uhr

Ein Theaterviech aus Oberammergau

05.05.2022 von SWYRL/Wilfried Geldner

Seit 20 Jahren ist Christian Stückl Intendant des Münchner Volkstheaters, seit 1987 Spielleiter der Passionsspiele in Oberammergau, denen seine ganze Leidenschaft gehört. Ein kürzlich erlittener Herzinfarkt haut den leidenschaftlichen Theatermann nicht um.

"Christus muss wieder laut sein!", ließ Christian Stückl, der leidenschaftliche Regisseur der Oberammergauer Passionsfestspiele, vor Kurzem wissen: "Wir brauchen wieder einen Jesus, der seine Stimme erhebt - für die Schwachen, gegen Armut, Diskriminierung und Gewalt." Ein Drittel der Oberammergauer Bevölkerung spielt mit, wenn das 1633 abgelegte Gelübde wider die Pest in die Tat umgesetzt wird. Stückl inszeniert das alle zehn Jahre aufgeführte Passionsspiel bereits zum vierten Mal. 2020 mussten die monatelangen Proben wegen der Corona-Pandemie abgebrochen werden. Die Spiele wurden auf 2022 verschoben - wie schon einmal 1920, damals auch wegen einer Pandemie, der Spanischen Grippe. Das "Lebenslinien"-Porträt: "Christian Stückl - Meine große Passion" (Petra Wiegers, BR) gibt Einblick in das Leben und Werk des leidenschaftlichen Oberammergauer Theatermachers, der seit 20 Jahren auch Intendant des Münchner Volkstheaters ist.

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Es hagelte Preise für ihn und sein Münchner Volkstheater

Um die Erneuerung der Spiele (14. Mai bis 2. Oktober 2022) ist Stückl nie verlegen. Dem neutestamentlichen Antijudaismus widersetzte er sich bereits erfolgreich bei seinem Start. Jetzt ruft sein Cristus: "Selig sind die, die Frieden stiften!" vor 450 Darstellern, vom Kind bis zum Greis. "Ich hab' ihn strenger gemacht, ich hab' ihn energischer gemacht", sagt Stückl über seine Hauptfigur. Bei der letzten Passion 2010 sei ihm Jesus "etwas zu lieblich" gewesen. 1990 hat er das Bibelstück, das alle zehn Jahre tausende Besucher anzieht und im Fremdenverkehr Millionen umsetzt, erstmals inszeniert. Er feilt immer wieder am Text, versucht ihn auf die Höhe der Zeit zu bringen. Er gibt Frauen mehr Raum und selbstverständlich spielen auch viele Emigranten, etwa aus Syrien, mit.

Stückl, 1961 in Oberammergau geboren, polarisiert. Aber er lässt sich auf seine oberbayerische hemdsärmelige Art nichts gefallen. Er absolvierte zunächst eine Lehre als Holzbildhauer, wie es sich für einen echten Oberammergauer gehört. Die Leidenschaft zum Theater hatte er immer schon, schon "als Kind" wollte er Passionsspielleiter werden". Er gründete eine heimische Theatergruppe. Doch bald feierte er an großen Theatern wie den Münchner Kammerspielen Erfolge, bei den Salzburger Festspielen erneuerte er den "Jedermann". Es hagelte Preise für ihn und sein Münchner Volkstheater. Künstlerische Preise, Integrationspreise, unter anderem wegen seiner "Verdienste um das Judentum".

Stückl pendelt jeden Tag zwischen München und seinem Heimatort Oberammergau, wo seine Eltern und seine Freunde leben, hin und her. Als im September 2015 viele tausend Flüchtende nach Europa kommen, lernte er während der Proben den unbegleiteten Minderjährigen Raouf aus Afghanistan kennen. Aus der Begegnung erwuchs eine tiefe Freundschaft und Fürsorgepflicht. Raouf gehört inzwischen zur Familie, Stückl unterstützt ihn, wo immer er kann - mit Wohnung, Schule und Lehrstelle. Durch ihn habe er gelernt, "dass es mehr gibt als das Theaterleben", sagt Stückl, den die Einheimischen nur "das Theaterviech" nennen, im Film.

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