Unschuldig - Sa. 23.01. - ARD: 20.15 Uhr

Ein Mann sucht Gerechtigkeit

16.01.2021 von SWYRL/Eric Leimann

Der top-besetzte "Edelkrimi" füllt einen langen Samstagabend mit 180 Minuten Rätsel-Fernsehen. Die Geschichte um einen des Mordes an seiner Frau verdächtigten Mann, der um seine Unschuld kämpft, ist die Adaption der britischen Miniserie "Innocent" und lief schon einmal im Dezember 2019.

"Unschuldig" erzählt die Geschichte eines verurteilten Schwerverbrechers, der nach sieben Jahren überraschend aus der Haft entlassen wird. Alex Schwarz (Felix Klare) wurde für den Mord an seiner Frau verurteilt. Wegen eines Belastungszeugen, der seine Falschaussage widerruft, kommt er frei. Dennoch sind sein Umfeld und die Öffentlichkeit, die den in einem fiktiven Ostsee-Ort spielenden Fall verfolgt, überzeugt davon, dass Alex den Mord begangen hat. Bis auf seinen Bruder Daniel (Sascha Alexander Geršak) haben sich auch alle Freunde und die Familie von Alex abgewandt. Sogar die beiden Kinder, der 15-jährige Lasse (Yuri Völsch) und die zwölfjährige Lena (Ruby M. Lichtenberg) wollen nichts mehr mit ihrem Vater zu tun haben. Beide verbrachten die letzten Jahre bei Alex' Schwägerin Marion (Anna Loos) und ihrem Mann Uwe (Godehard Giese), die selbst keine Kinder bekommen konnten, aber sich zum liebevollen Patchwork zusammengerauft haben.

Wegen der überraschenden Freilassung wird der Mordfall an Alex' Frau neu aufgerollt. Die Leitung der Ermittlungen übernimmt Katrin Jahnke (Britta Hammelstein). Was jedoch niemand weiß: Die junge Kommissarin ist heimlich mit ihrem Kollegen Jan (Steven Scharf) liiert, der seine Beförderung zum Hauptkommissar dem damaligen Schuldspruch gegen Alex Schwarz zu verdanken hat. Entsprechend misstrauisch beobachtet Jan die ambitionierten Ermittlungen seiner Freundin. Während die Kommissarin Schicht für Schicht des komplexen Mordfalls abträgt und neu bewertet, kommen immer mehr Ungereimtheiten an den Tag. Viele, wenn nicht alle Figuren dieses stark besetzten Whodunit-Krimis machen sich im Laufe der 180-Ermittlungsminuten verdächtig, dass auch sie der Mörder sein könnten.

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180 Minuten falsche Fährten

"Unschuldig" ist die deutsche Adaption der britischen Miniserie "Innocent", die an zwei Abenden im Mai 2018 beim britischen Privatsender ITV zu sehen war. Ziemlich erfolgreich übrigens, bis zu 7,7 Millionen Zuschauer schalteten ein. Dass man für derlei klassisches Krimi-Handwerk eine Vorlage benötigt, ist indes erstaunlich. Letztlich ist "Unschuldig" nur die XXL-Variante eines sehr klassischen Krimis, bei dem falsche Fährten gelegt und ausgekundschaftet werden, und in dem eine nach der anderen Figur unters Brennglas möglicher Verdächtigungen gerät oder zumindest eines falschen Spiels überführt wird. Drehbuchautor Florian Oeller, der mehrere Folgen des starken Rostocker "Polizeirufs" verfasste und Regisseur Nicolai Rohde ("Julia Durant ermittelt") schufen einen düsteren, wenn auch recht konventionell erzählten Edelkrimi, der einem anspruchsvollen "Um die Ecke gedacht"-Zeitungsrätsel gleicht.

Gemeinsam mit der stark aufspielenden Ermittlerin Britta Hammelstein wendet der Zuschauer Stein um Stein der Mordnacht, man sammelt Fakten, enttarnt Lügen und muss sich dabei ziemlich konzentrieren, um über drei Stunden und angesichts zahlloser "alternativer Wahrheiten" nicht den Überblick zu verlieren. Da kann es fast schon übel enden, wenn der Gang in die Küche oder zur Toilette mal etwas länger dauert. In jenen Minuten könnte der oder die Mitratende schon wieder eine wichtige Information aus dem Fernsehgerät verpasst haben.

"Unschuldig", bis in die Nebenrollen stark besetzt, ist etwas für Rätselfreunde und Liebhaber klassischer Whodunit-Krimis. Dass die persönlichen Dramen hinter dem Kriminalfall trotz vieler starker Mimen und üppiger Spielzeit doch ein wenig holzschnittartig bleiben, darf man dem Film allerdings vorwerfen.

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