Ein Leben lang - Mi. 26.01. - ARD: 20.15 Uhr

Inventur eines Lebens

23.01.2022 von SWYRL/Felix Bascombe

Was bleibt von einem gemeinsamen Leben, wenn der Partner an Demenz erkrankt? Der leise erzählte Film "Ein Leben lang" stellt Fragen, die berühren.

"Auf Ewigkeit, gemeinsam wir ...": Mit einer gefühlvollen Ballade wurde der Schlagersänger Arthur Weyer (Henry Hübchen) in den 80-ern zum Star. Auf Dorffesten singen verliebte Paare den Song von einst noch heute, Arthur selbst aber ist schon lange nicht mehr der Mann, der er mal war. Er ist jetzt 75 Jahre alt, und er leidet an beginnender Demenz. In seinem alten Proberaum hängen zwar noch die Goldenen Schallplatten an den Wänden, die Melodien seiner alten Hits aber hat Arthur vergessen.

Im gefühlvollen ARD-Film "Ein Leben lang" kehrt Arthur nun an jenen Ort zurück, an dem er viele seiner Songs geschrieben hat. Begleitet wird er bei dieser Reise in die eigene Vergangenheit von seiner zehn Jahre jüngeren Frau Elsa (Corinna Kirchhoff). Wobei die beiden eigentlich kein Paar mehr sind: Vor ein paar Jahren hatte Arthur Elsa für eine andere Frau verlassen, die Neue an Arthurs Seite aber will sich um den dementen Herren offenbar nicht kümmern.

Aufopfernd sorgt nun Elsa für den Mann, der sie eigentlich verlassen hatte. Doch sie ist mit den Nerven am Ende. Tagsüber döst Arthur vor sich hin, nachts geistert er durchs Haus. Also soll Arthur in ein Heim, das die beiden gemeinsam ausgesucht haben. Doch das Geld dafür reicht nicht, also soll das schöne Ferienhaus am See verkauft werden. Das Entrümpeln des Hauses wird zur letzten gemeinsamen Aufgabe für das einstige Paar.

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Wunderbar unaufgeregt

In herbstlich eingefärbten Bildern erzählt "Ein Leben lang" von der Inventur eines gemeinsam geführten Lebens. Was bleibt, wenn einer der beiden Partner langsam dahinschwindet, wenn die Erinnerung an gemeinsame Erlebnisse verblasst? Regisseur Till Endemann erzählt seinen Film sehr gemächlich, entwickelt dabei aber dank faszinierender Charaktere und toller Darsteller einen Sog, der den Zuschauer immer tiefer in die Geschichte von Arthur und Elsa hineinzieht.

Vieles hier wird nur angedeutet; die Leerstellen, die bleiben, muss der Zuschauer selber füllen. Das gilt auch, als Sorin (Eugen Knecht) ins Leben von Elsa und Arthur tritt. Der Hobby-DJ hilft den beiden bei Reparaturarbeiten am Haus, und für einen Moment glaubt man, Arthur und er würden wie in der französischen Komödie eine Art "Ziemlich beste Freunde". Es kommt dann aber glücklicherweise anders, denn das Drehbuch von Paul Salisbury hat für Sorin eine kleine Überraschung parat.

"Ein Leben lang" mag kein spannender Film sein, dafür aber ist er wunderbar unaufgeregt. Und das tut hin und wieder ziemlich gut.

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