"EA Sports F1 22" im Test

Gas geben und erst einmal hinterherfahren

05.07.2022 von SWYRL/John Fasnaugh

In der realen Welt ist bereits die halbe Formel-1-Saison 2022 durch, mit einiger Verzögerung liefern EA Sports und Codemasters nun die dazugehörige Rennsimulation. Der erste Eindruck von "EA Sports F1 22": unspielbar. Und der zweite?

Das Rennen startet, man beschleunigt hoch bis zur ersten scharfen Rechtskurve, tritt auf die Bremse, lenkt gleichzeitig ein. Und kriegt die Kurve nicht. Blockierende Reifen, massives Untersteuern, der Rennwagen rutscht einfach geradeaus und das gesamte Fahrerfeld zieht vorbei. So dürfte es anfangs vielen Spielern von "EA Sports F1 22" gehen - auch und vor allem dann, wenn sie die Vorgänger-Spiele kennen und eigentlich wissen, wie man so ein virtuelles Formel-1-Auto lenkt.

"EA Sports F1 22" ist das zweite Spiel der jährlich veröffentlichten Simulations-Reihe unter Electronic-Arts-Flagge, der Einfluss ist auch diesmal wieder in vielen Bereichen spürbar. Eines der am prominentesten beworbenen neuen Features hat allerdings gar nichts mit dem Geschehen auf der Strecke zu tun: Unter "F1 Life" kann sich der Spieler nun ein virtuelles F1-Zuhause einrichten, um damit online vor anderen Spielern anzugeben.

Von der Oberbeleuchtung über das Möbel-Dekor bis zum Teppich vor dem Sofa lässt sich alles individuell gestalten, und dazwischen sitzt dann der Avatar, für den man mit In-Game-Credits exklusive Sonnenbrillen, Caps, Shirts, Schuhe und anderen Kram kaufen kann. Viel bunter Schnickschnack abseits des eigentlichen Spielkerns: Die neuen "F1 Life"-Inhalte erinnern ein bisschen an die "Volta"-Abteilung der "FIFA"-Spiele. Wahrscheinlich soll "F1 Life" auch etwas von dem Glamour in das Spiel bringen, der bekanntlich auch zur Königsklasse des Motorsports gehört, bei bisherigen Videospiel-Adaptionen aber nie eine Rolle spielte.

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Nette Spielerei: Mit dem Supercar über die Rennstrecke

Einen Schritt näher dran an der Rennsport-Thematik: Über "F1 Life" lassen sich auch sogenannte Supercars von Mercedes, Ferrari und Co. erwerben und "ausstellen". Man kann damit sogar über die einzelnen Rennstrecken fahren und auf Bestzeitenjagd gehen. Dass Fans der "F1"-Serie damit viel Zeit verbringen, ist aber auch eher unwahrscheinlich. Also dann, auf geht's hinein in die Formel-1-Saison 2022.

An der Grafik hat sich auf den "alten" Systemen PS4 und Xbox One wenig geändert, was bedeutet: Auch "EA Sports F1 22" bewegt sich visuell wieder auf ordentlichem Niveau. Auf den neuen Konsolen geht's deutlich detaillierter und flüssiger zur Sache. Die zentralen Spielmodi sind ganz ähnlich aufgebaut wie im Vorjahr, das Herzstück bleibt der Karriere-Modus (wahlweise auch wieder für zwei Spieler), bei dem Gamer ein eigenes Team gründen können, um es über viele, viele Entwicklungsschritte zu Siegen und Titeln zu führen. Der Karriere-Modus bietet nach wie vor einen ausgewogenen Mix aus Racing und Team-Organisation - wer mehr von Letzterem will, wartet auf den Ende August erscheinenden "F1 Manager 2022".

Der im Vorjahr eingeführte "Breaking Point"-Storymodus ist wieder verschwunden, dafür können ambitionierte Gamer in "EA Sports F1 22" wieder an diversen Online-Veranstaltungen teilnehmen. Aber auch hier gilt: Man wird einige Zeit brauchen, um sich an die neuen F1-Boliden zu gewöhnen.

Schwerere Autos, neue Flügel, größere Reifen

Was den Übergang von "F1 2021" zu "EA Sport F1 22" so schwierig macht, hat (ebenso wie das relativ späte Release) wohl auch mit den Entwicklungen in der echten Formel 1 zu tun. Zum Start der neuen Saison gab es dort massive Änderungen im Reglement und bei der Fahrzeug-Spezifikation - schwerere Autos, neue Front- und Heckflügel, größere Reifen, eine völlig neue Aerodynamik. Viele F1-Piloten strauchelten zu Saisonbeginn und mussten ihren Fahrstil komplett umstellen, und so wird es auch den "F1"-Gamern vor dem Fernseher gehen. Was durchaus für dieses Spiel spricht, schließlich hatten sich EA Sports und Codemasters vorgenommen, die ohnehin sehr ausgereifte Rennsimulation noch näher an die Realität heranzuführen.

Ob sich die Flitzer in "F1 2022" nun exakt so verhalten wie die in der echten Welt, ist dabei eher zweitrangig - es gibt ohnehin nur etwa 20 Menschen auf dem Planeten, die es beurteilen könnten. Wichtig ist: Es fühlt sich zumindest so an, und wer das Auto nicht sofort wieder frustriert in der Box abstellt, macht irgendwann auch die nötigen Fortschritte. Behutsamer bremsen (insbesondere zu Rennbeginn mit vollem Tank), mehr Gefühl beim Herausbeschleunigen aus der Kurve und immer schön die Reifentemperatur im Auge behalten, dann kommen die Rundenzeiten irgendwann. Und wenn es wirklich überhaupt nicht klappt, kann man theoretisch auch wieder mit allen möglichen Fahrhilfen von Brems- und Lenkassistent bis Traktionskontrolle spielen und den Rennspeed der KI-Gegner nach Belieben herunterschrauben - was für ambitionierte Racing-Sim-Fans aber natürlich nicht infrage kommt.

Fazit

Wer von "F1 2021" auf "F1 2022" umsteigt, sitzt zuerst in einer schönen neuen Lobby und fährt dann vielleicht erst einmal gegen die Wand. Passend dazu, dass sich die Hochleistungs-Rennwagen in der echten Formel 1 grundlegend verändert haben, muss man sich auch im neuesten Teil der Racing-Sim-Reihe von Codemasters und EA auf ein völlig neues Fahrgefühl einstellen. Doch wer ausreichend Geduld mitbringt und sich anpasst, darf sich auf ein Spiel-Erlebnis freuen, das noch realistischer wirkt als in den Vorjahren.

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