37°: Nicht ohne meinen Hund - Wie Tiere das Leben verändern - Di. 06.06. - ZDF: 22.15 Uhr

Ein Freund, ein guter Freund

03.06.2023 von SWYRL/Eric Leimann

Die "37°"-Langzeitbeobachtung "Nicht ohne meinen Hund" zeigt, wie eine sehbehinderte junge Frau, eine Epileptikerin und ein Autist durch ausgebildete Assistenzhunde in ein besseres Leben finden. Auch Hundetrainer Dirk Kempken, der die vierbeinigen Freunde aussucht und trainiert, wird porträtiert.

Jocy lebt mit ihrer Familie, zwei sich liebevoll kümmernde Eltern und eine Schwester, in einem schicken Eigenheim bei Krefeld. Trotzdem sind die Chancen der 15-Jährigen auf ein unabhängiges Leben in diesem gesund wirkenden, gutbürgerlichen Umfeld bescheiden. Jocy hat kaum noch Sehvermögen, ihr Gesichtsfeld ist stark eingeschränkt. Auch Tanja aus Delmenhorst ist auf die Hilfe ihrer in der Nachbarwohnung lebenden Mutter angewiesen. Die 40-Jährige leidet unter starken epileptischen Anfällen, die mittlerweile ohne "Aura", also wahrnehmbare Vorzeichen, auftreten. Sie sorgen für Stürze und schwere Verletzungen.

Auch das Leben des 24-jährigen Jonas aus Tönisvorst bei Krefeld ist eingeschränkt. Der junge Mann mit Autismus-Diagnose traut sich ohne Hilfe seiner Familie kaum aus dem Haus. Auch er wäre gerne unabhängiger und würde sein Leben gerne mehr genießen wollen. In allen drei Fällen können Therapie-Vierbeiner helfen. Die "37°"-Langzeitbeobachtung "Nicht ohne meinen Hund" zeigt, wie die drei Protagonisten des Films - sie alle werden von Hundetrainer Dirk Kempken betreut - mithilfe ihrer neuen Begleiter ein gutes Stück weit in ein besseres Leben finden.

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Praktische und "psychologische" Hilfe durch Hunde

Die übliche "37°"-halbe-Stunde ist fast ein bisschen zu wenig für das, was sich Autor Michael Petsch für seinen Film vorgenommen hat: Das Porträt dreier Menschen mit Einschränkungen, ein weiteres über den niederrheinischen Hundetrainer im Borussia Mönchengladbach-Sweater, dazu drei Vierbeiner und das ganz dann auch noch als Langzeit-Beobachtung. Ein ordentlicher Themenbatzen für knapp 30 Minuten, denn zwischen einer ersten Begegnung der Menschen mit ihrem Assistenzhund in spe, deren Ausbildung und schließlich regelmäßigen Einsatz liegen schon mal ein bis anderthalb Jahre.

Dennoch ist das Thema der "37°"-Reportage hochinteressant, denn gut ausgebildete Assistenzhunde stellen sich nicht nur bei Gefahren in den Weg und leiten die stark sehbehinderte Jocy durch die Stadt zum Einkaufen. Sie erspüren nicht nur einen aufkommenden Epilepsie-Anfall, sondern sie geben ihren Haltern auch Selbstvertrauen und psychische Stärke mit in den Alltag. Großpudel-Dame Umar bringt Dirk Kempken mit seiner neuen Besitzerin Tanja aus Delmenhorst zusammen. Die Rasse gilt als besonders sensibel und soll Tanjas Zustand besser erspüren als sie selbst. Ob über den Geruch oder andere Zeichen, darüber sagt der Film nichts, doch die Forschung ist sich da wohl auch noch nicht ganz sicher.

Wäre eine Doku-Serie der bessere Ansatz gewesen?

Am deutlichsten wird die psychische Komponente eines Therapiehundes bei Jonas, den seine kleine Bolonka-Zwetna-Hündin Tara sogar zu dessen Fahrstunden begleitet. Früher war der junge Mann stark Suizid-gefährdet, sagt seine Mutter. So überfordert war Jonas vom Alltag unter Menschen. Durch Tara hat er sich nun sogar an ein Fernstudium der Politikwissenschaft herangewagt, er redet selbstbewusst und offen mit dem Filmemacher-Team. Der schwarzgelockte Timmy, ein Labradoodle - wie man die beliebte Mischung aus Labrador und Pudel nennt - ist hingegen für Jocy als Blindenhund unentbehrlich geworden. Nicht nur als s"Guide" durch die Gefahren der Stadt, sondern auch als Freund und Partner, der Selbstvertrauen schafft.

Fast hätte man sich gewünscht, dass Ausbildung und Beziehung der Therapie-Vierbeiner zu ihren Herrchen und Frauchen noch etwas intensiver gezeigt worden wäre. Auch die Entwicklung der Mensch-Hund-Gespanne dürfte nach der im Film dokumentierten Kennenlern- und Startphase weiter interessant sein. Um dies zu dokumentieren, hätte man wohl eher eine Doku-Serie denn einen "37°-Film gebraucht. Doch was nicht ist, kann ja noch werden. Wahrscheinlich hätte Filmemacher Michael Petsch noch genügend Material in seinem Archiv, um der Aufgabe nachzukommen.

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