Was wir verbergen - Fr. 02.12. - ARTE: 20.15 Uhr

Ehen, die nicht so sind, wie sie scheinen

27.11.2022 von SWYRL/Wilfried Geldner

Die neue Hamburger Kommissarin Katharina Tempel (Franziska Hartmann) ist gerade vom LKA zur Polizei gewechselt und wird dort sofort mit einem rätselhaften Fall konfrontiert: Ein Ärzte-Ehepaar ist verschwunden, nach einem Überfall. Doch dann wird der Mann auf dem eigenen Hausboot gefesselt gefunden.

Ein Ärzte-Ehepaar ist wie vom Erdboden verschwunden, ein Notruf wurde jäh unterbrochen. Schnelle Schnitte, häufiger Schauplatzwechsel suggerieren Tempo in diesem Krimi. Es gibt ja auch viel zu erzählen in "Was wir verbergen", denn offensichtlich will das ZDF mit dem zunächst bei ARTE als Vorpremiere laufenden Film eine neue Reihe etablieren. "Katharina Tempel", so wie die Kollegin der Titelfigur aus der "Helen Dorn"-Reihe, die Franziska Hartmann spielt, sollte die neue Reihe heißen. Der Pilotfilm, wenn man ihn als solchen betrachten darf, verheißt allerdings nichts Gutes. Zu vordergründig sind die familiären Verhältnisse der Kommissarin, ist ihre Ehe mit dem eigentlichen Krimistoff verflochten.

Was gab es nicht schon alles zu erleben an privatem Malheur der Kommissare und Kommissarinnen in deutschen Fernsehkrimis? - Verlorene Söhne, störrische Töchter und stalkende Ehegatten, die es abzuschütteln galt. Katharina Tempel aber wird irgendwann von ihrem so tüchtigen Polizeisprecher-Gatten derart gewalttätig bedrängt, dass man sich ungläubig die Augen reibt. Katharina wird ausziehen, man ahnt es zu Beginn eines möglicherweise langen Krimireihen-Lebens.

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Wollen sich Abtreibungsgegner rächen?

Eine unglückliche Ehe: Könnte die auch dem verschwundenen Ehepaar widerfahren sein? Hier wie dort ein langer, intensiver Kuss. Und doch täuscht offensichtlich die gespielte Szenerie. Alsbald finden die Kommissare den ärztlichen Ehemann im Hausboot des Paares auf, wer hatte ihn dorthin entführt? Und vor allem: Wo ist die Frau abgeblieben?

Beide führten zusammen eine "Kinderwunschklinik". Dass sie auf Initiative der Frau ins Leben gerufen wurde, ist nicht ausgeschlossen, ein jahrzehntelanger Kinderwunsch des Paares selbst blieb unerfüllt. Hier nun kommt ein heikler Punkt ins Spiel, der den Verdacht auf Klinikfeinde lenkt. Weil in der Klinik auch pränatale Vorsorge betrieben und im Falle einer Down-Syndrom-Diagnose abgetrieben wird, geraten die Mitglieder einer aggressiven Gruppe namens "Prolife 21" in Verdacht. Wollen die sich an "Kindsmördern" rächen?

Dass das bei aller Liebe zu einfach gestrickt wäre, um einen spannendenReihenkrimi zu ergeben, ist leicht erfindlich. Zwar ist "Prolife 21" in Gestalt einer herzzerreißenden Aktivistenfamilie weiter im Spiel. Doch könnte es sein, dass der Plot zunehmend - gerade so wie bei der Kommissarin - ins Eheliche tendiert?

Der Ton unter den Kommissaren ist meist knapp und soldatisch (Regie: Francis Meletzky), ihren Recherchen fehlt Empathie mit Verdächtigen oder Opfern. Häufig wird zwischen Kommissar und Kommissarin die Lage besprochen, müssen die beiden die Erklärbären machen. Allerdings, zugegeben: Es kann kompliziert werden, wenn eine Frau ihren Mann loswerden will. Für Franziska Hartmann, die zuletzt in Filmen wie "Sterne über uns" (als obdachlose Mutter eines Sohnes) und "Kalt" (als schuldig gewordene Erzieherin) beeindruckte, hätte man sich, wenn schon, einen besseren Krimi-Einstieg gewünscht. Aber der Ehrentitel "Krimikommissarin" muss ja hierzulande wohl leider sein.

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