"Die Höhle der Löwen"

"Das ist ein teurer Po!": VOX-"Löwen" nehmen Intimpflege-Startup auseinander

14.09.2020 von SWYRL/Rupert Sommer

Üblicherweise geht es in der Erfindershow "Die Höhle der Löwen" ja um nüchternes Zahlenwerk und nicht um nackte Haut. Doch die "Po-Revoluzzerin" Sandy Glückstein brachte vor allem Investoren wie Carsten Maschmeyer arg ins Schwitzen. Nicht der einzige Schock-Moment in der neuen Sendung.

Das Beauty-Segment boomt. Für fast jede weibliche (wie zunehmend auch männliche) Problemezone gibt es ein schier unüberblickbares, ständig anwachsendes Sortiment an Cremes, Tinkturen und Lotionen. Die promovierte Erfinderin mit dem schönen Namen Dr. Sandy Glückstein möchte dem Überangebot nun noch ein weiteres Angebot hinzufügen, das man angeblich nicht ausschlagen kann: eine Hauptpflegeserie für eine besonders delikate Körperregion - den Hintern!

Originelle Idee. Und an Selbstbewusstsein mangelte es der Gründerin des Po-Pflege-Start-ups PoBeau aus München tatsächlich nicht bei ihrem am Monttagabend ausgestrahlten Auftritt in der VOX-Show "Die Höhle der Löwen". Ganz im Gegenteil. Für Sandy Glückstein ist der Po "das Trend-Köperteil schlechthin", po-saunte sie in der Gründershow und verwies auf die markanten, gern in Scheinwerferlicht gerückten Rundungen von Jennifer Lopez, Shakira und natürlich Kim Kardashian. Umso wichtiger, dass hinten alles sitzt, glänzt und strahlt.

"Po-Pflege ist derzeit noch ein Nischen-Produkt", verkündete Sandy Glückstein gegenüber den VOX-"Löwen", die diese weitreichende Enthüllung zunächst einmal mit demonstrativer Gelassenheit, nun ja, aussaßen. Nur bei den Forderungen der forschen Gründerin zogen sie dann doch die Backen zusammen. Immerhin wollte Sandy Glückstein stolze 200.000 Euro für lediglich zehn Prozent Anteil an ihrer Firma bekommen. "Das ist ein teurer Po", lachte die in Kosmetikfragen selbst sehr erfahrene Löwen-Investorin Judith Williams gleich mal laut auf.

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"Hast du eine Lösung für mein Po-blem?"

Tatsächlich war bei der Po-Präsentation, so unangenehm das im Rückblick klingen mag, tatsächlich schnell die Luft raus. Und es wurde ein wenig unappetitlich. Und das lag auch an der eher derben Ausdrucksweise der "Doktorin", deren Promotion, wie sich auf Nachfrage herausstellte, dann gar keinen medizinisch-pharmazeutischen Hintergrund hat. Sandy Glückstein ist im wahren Leben Unternehmensberaterin und promovierte Organisationssoziologin. Die Beschäftigung mit dem Po ist für sie trotzdem Passion.

Angeblich wurde sie einst nämlich von einer besorgten Freundin mit pikanten Nöten kontaktiert. "Hast du eine Lösung für mein Po-blem", wollte die offenbar wissen. "Ich habe Pickel am Po", meinte Glücksteins unglückliche Bekannte. Doch die wusste erst einmal nicht weiter, obwohl sie sich gut mit den gängigen Beauty-Produkten auskennt. "Meine Suche nach Lösungen war für den A...", bekannte sie in der Gründershow - und blickte in zunehmend pikierte Investoren-Gesichter.

Werbe-Po gephotoshopt: "Da mache ich nicht mit!"

Da konnte dann auch die durchaus charmante Live-Vorstellung fast nichts mehr retten, als ein Bikini-Model sich in der Sendung den Allerwertesten mit einer der fünf "Po-Pflegemasken" von PoBeau einrieb. Was die eher an Zahlen interessierten Finanzexperten auf den Löwen-Sesseln irritierte, war die doch recht abenteuerliche Kalkulation der Unternehmensexpertin Glückstein. Von den Masken, die sie für einen doch recht hohen Preis von 14,90 Euro vertreiben möchte, hatte sie bislang nur sehr wenige verkaufen können.

Im Gegenzug erschien den Investoren der geforderte Preis für ein Unternehmen mit einer noch eher unklaren Marktchance für fast schon dreist überteuert. "Ich finde, der Preis ist zu hoch", motzte Nils Glagau und zog sich als Erster zurück. Besonders pampig wurde dann Carsten Maschmeyer, der sich zudem über Werbe-Motive von PoBeau echauffierte, bei denen Sandy Glückstein zugeben musste, dass sie technisch "geschönt" sind. "Vorher-Nachher ist ein Leistungsversprechen", schimpfte der Investoren-Löwe. "Das ist bearbeitet, das mag ich nicht", so Maschmeyer. "Da mache ich nicht mit."

Ohnehin hielt er die Konditionen, die Sandy Glückstein den Investoren abverlangen wollte, für frech. "Ich habe noch nie gehört: Ich habe 100.000 Euro investiert, deswegen ist die Firma jetzt zwei Millionen Euro wert." Bämm! Kein Wunder, dass auch die anderen Geldgeber schnell das Interesse verloren und ihre Nasen über PoBeau rümpften. "Vielleicht habe ich zu früh zu hoch gepokert", grämte sich Sandy Glückstein hinter den Kulissen kleinlaut. Eines stand fest: Sie landete in der "Höhle der Löwen" unsanft auf dem Allerwersten!

"Unsere Marge ist so hoch wie beim Drogenhandel"

Fast hätte die beiden pakistanischstämmigen Brüder Bilal und Adil Zafar das gleich unschöne Schicksal erwischt, denn auch sie verzockten sich zunächst brutal. Und um Haaresbreite wären sie ebenfalls mehr oder weniger unfreundlich aus der Löwen-Arena vertrieben worden. Was sie mit Po-Unternehmerin Sandy Glückstein vereint: Auch die Brüder, allen voran der rhetorisch geschliffene Ex-BWL-Student Bilal, traten sehr selbstbewusst vor den Investoren auf. Zu forsch.

Was sie anboten: Ihr Software-basiertes Start-up-Unternehmen Richtiggutbewerben.de aus Düsseldorf hilft Arbeitssuchenden bei einem der lästigsten - und schwierigsten - Schritte zu einem neuen Traum-Job. Die Zafars unterstützen Bewerber dabei, gegen Geld und beäugt von fachkundigen Experten, ein möglichst perfektes Bewerbungsschreiben anzufertigen. Und das führt dann auch tatsächlich beneidenswert oft zum Erfolg: "86 Prozent unserer Kunden werden zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen", rühmte sich der 30-jährige Bilal. "Wir haben bereits 15.000 Bewerbungen für ganz Deutschland geschrieben."

Feine Sache, könnte man meinen. Und tatsächlich hörten die Investoren den Brüdern auch aufmerksam - und augenscheinlich aufgeschlossen - zu. Doch dann machte Bilal Zafar einen Fehler, den er bitter bereute. "Unsere Marge liegt bei unfassbaren 75 Prozent", tönte er und zauberte dann plötzlich ein Plastiksäckchen mit einem weißen Pulver aus der Tasche, um es stolz den Löwen vor die Nase zu halten. "Unsere Marge ist so hoch wie beim Drogenhandel."

"Drogen - hier im Fernsehen. Ich bin sofort raus!"

Drogen in der Löwenhöhle? Und dann zu behaupten, man betreibe ein seriöses Geschäft? Was war nur in den jungen Mann gefahren? Ex-Formel-eins-Rennfahrer Nico Rosberg entgleisten die Gesichtszüge schneller als bei einem hochriskanten Überholmanöver. Richtig bleich wirkte er. "An der Stelle möchte ich sagen: Ich habe kein gutes Gefühl", machte Rosberg seiner Verärgerung über die Dreistigkeit der Bewerbungschreiben-Bewerber Luft. "Irgendwas passt hier nicht", so Nico Rosberg. "Drogen - hier im Fernsehen. Ich bin sofort raus!"

Es dauerte nicht lange, da hatten auch die weiteren "Löwen" Reißaus genommen. Mit einer Ausnahme: Carsten Maschmeyer. Er ließ sich von dem "Drogenbeutel"-Firlefanz nicht kirre machen und unterbreitete den Richtiggutbewerben.de-Gründern ein Gegenangebot: Er sicherte den eigenwillig durchgeknallten Selbstvermarktern ihre geforderten 100.000 Euro zu, verlangte im Gegenzug aber 20 statt 10 Prozent am Unternehmen.

Lange zu überlegen, gab es für die Brüder nichts: Sie schlugen zu - und schämten sich immer noch ein bisschen für den "Drogen"-Aufreger. Im Päckchen befand sich natürlich kein Kokain, sondern Zucker. "Wir können den gerne Herrn Rosberg für seinen Kaffee vorbeibringen", versuchte sich Bilal an Galgenhumor.

Geld-Segen für Marder-Bekämpfer - und den Handy-Spezialisten

Wie beruhigend nach so vielen Schreckmomenten, dass auch noch richtig seriöse Unternehmer in die Sendung kamen. So überzeugt vor allem der rüstige Rentner Klaus Skotti, der sich mit stolzen 70 Jahren noch einmal eines Themas angenommen hat, das nicht nur ihn stark antreibt: der Kampf gegen Marder! Sein Produkt Gomago ist eine umweltschonende Methode, die lästigen, wegen ihrer Kabel-Bisse auch gefährlichen Nager von Dachböden und vor allem aus dem Auto-Motorraum zu vertreiben. Dafür gab's ein 80.000-Euro-Handschlag von Unternehmer Ralf Dümmel.

Ebenfalls mit einem Musterauftritt: Ziya Orhan aus Aschaffenburg. Der 42-Jährige stellte zusammen mit seinem Kompagnon Oliver Klingenbrunn mit dem GreenMNKY ein Gerät vor, mit dem sich ganz unproblematisch noch vor Ort in einem der rund 25.000 Mobilfunk-Shops in Deutschland passgenaue Panzerhüllen-Folien zum Schutz hochwertiger Smartphones konfigurieren und ausschneiden lassen.

"Sie sind ein Paradebeispiel", jubelte Löwen-Investor Georg Kofler. "Mein allerhöchster Respekt", sagte er zur GreenMNKY-Geschäftsidee. Der Handschlag kam letztlich dann sogar von zwei Löwen: Erneut Carsten Maschmeyer schlug zu. Und er hatte sich mit Nils Glagau auf eine Doppel-Löwen-Allianz für Ziyas "Monkey" eingelassen. Alles glatt gelaufen. Und alles kein Problem, wenn man nur seriös präsentiert ...

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