Die Aufseherin - Mi. 26.01. - 3sat: 20.15 Uhr

Ein weibliches Gesicht des KZ-Horrors

23.01.2022 von SWYRL/Maximilian Haase

Sie war Oberaufseherin in den Frauen-KZs in Auschwitz und Ravensbrück. Nach dem Krieg floh sie aus dem Gefängnis für Nazi-Verbrecher - und das mit Hilfe ihrer ehemaligen Gefangenen. Die Doku "Die Aufseherin" erforscht die Geschichte von Johanna Langefeld.

Über die "Banalität des Bösen" wurde viel geschrieben. Hannah Arendt prägte den Begriff in ihren Analysen von Naziverbrechern wie Eichmann, die eben nicht jenseits aller menschlichen Kategorien anzusiedeln waren. Schließlich galten die meisten der deutschen Mörder als "ganz normale Männer", wie etwa der Historiker Christopher Browning bemerkte. Über die ebenso "normalen" Frauen, die zu Tätern wurden, ist indes viel weniger bekannt. Eine davon war Johanna Langefeld, deren außergewöhnliche wie verstörende Geschichte der bewegende Dokumentarfilm "Die Aufseherin", den 3sat nun zum Holocaust-Gedanktag wiederholt, beleuchtet.

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Eine knifflige Rekonstruktion der Schreckenszeit

Von Langefeld existiert nicht einmal ein gutes Foto. Dabei war sie nichts Geringeres als Oberaufseherin in den Frauen-Konzentrationslagern in Ravensbrück und Auschwitz. "Sie hat die Geschichte der Frauenkonzentrationslager über den längsten Zeitraum geprägt", heißt es im informativen Dokumentarfilm der Autoren Gerburg Rohde-Dahl und Wladek Jurkow. In detaillierten Rekonstruktionen mit Hilfe von Archivmaterial und Interviews nähern sich die beiden Filmemacher einer nachweislich antisemitischen und vom Nationalsozialismus überzeugten Täterin - die zugleich jedoch ihre Gefangenen vergleichsweise "human" behandelte, wie zahlreiche Zeitzeugen-Aussagen belegen.

"Das war die einzige Oberaufseherin, die uns menschlich behandelt hat", erzählt etwa eine Frau, die unter Langefeld in Ravensbrück interniert war. Es sei gar so weit gegangen, dass die Aufseherin, die zwischendurch nach Auschwitz wechselte, fast freudig begrüßt wurde, als sie nach schlechten Erfahrungen wieder nach Ravensbrück zurückkehrte.

Langefeld, so berichten es einige, war mitten im mörderischen Umfeld keine Sadistin, habe viele Gefangene sogar gerettet. Und doch - so bezeugt es die andere Seite, die der Film ebenfalls ausführlich beleuchtet: Sie war auch diejenige, die die Selektionen für die Gaskammern durchführte.

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