Fritz Wepper wird am 17. August 80 Jahre alt

"Der Wöller schlummert in mir"

16.08.2021 von SWYRL/Wilfried Geldner

24 Jahre lang war Fritz Wepper, der am 17. August 80 wird, der Inspektor Harry Klein an Derricks Seite. In der Fernsehserie "Um Himmels Willen" brillierte er bis vor wenigen Wochen als Bürgermeister Wöller von Kaltenthal, der stets im Clinch mit dem örtlichen Kloster lag. Die Komik hinter harter Schale wurde zu Weppers Markenzeichen.

Der Kultsatz aus der in mehr als hundert Länder verkauften Kriminalserie "Derrick" - sie lief im ZDF von 1974 bis 1998 - ärgert Fritz Wepper bis heute. In seiner rechtzeitig zum am 17. August anstehenden 80. Geburtstag erschienenen Biografie "Ein ewiger Augenblick" lässt er das noch einmal in aller Deutlichkeit wissen. In keiner der 281 Derrick-Folgen sei der Satz so vorgekommen. "Trotzdem verfolgt mich der Kultspruch bis heute. Denn es fühlte sich für mich so an, als würde man die Jahre harter Arbeit, die ich in 'Derrick' investiert hatte, auf einen ziemlich blöden Satz reduzieren." Also ein für allemal: Schluss mit: "Harry, fahr den Wagen vor!"

Immerhin bewies Fritz Wepper Humor, als er in einer Comic-Persiflage des Krimis seine Figur selbst synchronisierte. Berühmt machte ihn die Figur auf jeden Fall, die Übersetzungen in aller Herren Länder sind so skurril wie legendär. Mitten hinein in die "Derrick"-Zeit fiel Bob Fosses Musical-Verfilmung "Cabaret" von 1972, mit Wepper als Verehrer einer Jüdin aus besserem Hause, der sich dann spät zu seiner eigenen jüdischen Herkunft bekennt. Als Beau mit aufgeklebtem Oberlippenbärtchen lief Wepper zur Hochform auf. Gerne hätte er an der Oscar-Verleihung in L.A. teilgenommen, die ihm nach eigener Auskunft der "Derrick"-Produzent verwehrte.

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Theater - von Kindesbeinen an

Zwei große Filme sind es denn auch, die Weppers Karriere trotz vielfacher Filmerfolge und Auszeichnungen (Deutscher Filmpreis, Deutscher Fernsehpreis) über andere stellen. Neben "Cabaret" war das Bernhard Wickis Antikiegsfilm "Die Brücke" von 1958, in dem er mit 18 Jahren einen von sechs Jugendlichen spielt, die am Ende des Krieges in sinnlosem Kampf eine Brücke verteidigen sollen.

Schon mit neun wurde Fritz Wepper für Kindersendungen im Bayerischen Rundfunk entdeckt, mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Elmar spielte er Schultheater am Wittelsbacher Gymnasium, später, mit elf, dann bereits auf den Profibühnen. Noch heute sagt er: "Wenn man sozusagen vom Bau kommt, dem Theater, beherrscht man Atem- und Sprechtechniken. Es gibt ja in der heutigen Zeit unterschiedliche Entwicklungen bei jungen Kollegen, die den Beruf wahrnehmen. Da höre ich es sofort heraus, wenn jemand nicht vom Theater kommt."

Reduktion und Typisierung seiner Charaktere sind Weppers Markenzeichen. Im Film "Mein Fritz", der am Montagabend, 16. August, 22 Uhr, im BR-Fernsehen läuft, spielt er mit seinem Bruder Elmar noch einmal das Kasperltheater seiner Kindheit vor seiner jüngsten Tochter Filippa. Es wirkt bei aller Unbeschwertheit wie eine Vorübung zum späteren Erfolg. Dass die Produktion der Klosterserie "Um Himmels Willen" (ARD) Ende 2020 eingestellt wurde, hat ihn sehr gewurmt. "Es war sehr traurig, als wir den letzten Drehtag hatten. Da flossen viele Tränen", berichtete Fritz Wepper im Interview mit der Agentur teleschau vom Abschied von "Um Himmels Willen", wo er jahrelang bestens mit Janina Hartwig und zuvor mit Jutta Speidel harmonierte.

Im Film "Mein Fritz" sieht man noch einmal, wie gerne er in die Rolle des Kaltenthaler Bösewichts und Bürgermeisters geschlüpft ist. "Der Wöller schlummert in mir auf Abruf!", sagt er da in der Maske und die spontanen Proben mit der Partnerin Janina Hartwig zeigen, wie leicht ihm die Schauspielerei von der Seele geht.

Wepper-Festspiele im BR

Im Bayerischen Fernsehen zeigen sie nun einen Monat lang Wepper-Serien und Filme, Komödien wie "Gräfliches Roulette" (16.08.) und vor allem die Kriminalkomödienreihe "In bester Gesellschaft" (immer dienstags, 20.15 Uhr) mit seiner Tochter Sophie. Zuletzt wurde Wepper vielfach von schweren Krankheiten heimgesucht - kaum eine Körperstelle blieb unversehrt. "Vielleicht wäre es besser gewesen, sie hätten einen Reißverschluss eingebaut", bemerkte er anlässlich einer erneuten Operation mit sarkastischem Humor.

Zuletzt gab Bruder Elmar im Frühjahr Entwarnung nach überstandener Krebsoperation. Fürwahr eine Erleichterung, könnten doch Weppers im Film "Mein Fritz" geäußerte Zen-Gedanken über den Augenblick, das Jetzt und die Ewigkeit wie eine Art Abschied wirken. "Keine Religion, sondern eine Weltanschauung", erklärt der Meister da. Als er Anfang 2020 im teleschau-Interview nach dem näherkommenden runden Geburtstag angesprochen wurde, hatte der Star, der sagt, er habe in jungen Jahren "teilweise Wäschekorbe voller Post bekommen", noch ganz cool geantwortet: "Ich halte mich, nachdem ich Französisch spreche, an die französische Wahrnehmung. Da heißt 80 'quatre-vingt', also viermal zwanzig. Diese Sicht auf die Dinge empfinde ich als etwas entspannter."

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