Moritz Otto im Interview zu "Der Schiffsarzt"

Der RTL "Schiffsarzt" im Interview: "Der Luxus gehört einfach nicht zu mir"

17.09.2022 von SWYRL/Elisa Eberle

Als Leistungssportler im Rudern war Moritz Otto 15 Jahre lang erfolgreich. Doch mit Ende 20 sattelte der gebürtige Düsseldorfer auf Schauspiel um. Ein Gespräch über Sport und seine Hauptrolle in der RTL-Serie "Der Schiffsarzt".

Der bisherige Lebensweg von Moriz Otto klingt alles andere als gewöhnlich: 15 Jahre lang war der 1988 geborene Düsseldorfer als Leistungssportler tätig. 2012 versuchte er vergeblich, ins deutsche Ruderteam bei den Olympischen Spielen 2012 in London zu kommen. Es folgte ein Studium der Elektrotechnik, welches er erst 2015 zugunsten der Schauspielerei abbrach. Was sein privates Umfeld zu dem späten Sinneswandel sagte, verrät Moritz Otto im Interview. Außerdem erzählt der Wahl-Berliner von seiner Rolle in der RTL+-Serie "Der Schiffsarzt", die nach der Streaming-Premiere Anfang Juni am Dienstag, 20. September, und Dienstag, 27. September, jeweils um 20.15 Uhr, bei RTL zu sehen ist. Dabei zieht er auch einen Vergleich zum ZDF-Dauerbrenner "Das Traumschiff", in welchem Otto 2021 zu sehen war.

teleschau: Schiffsarzt Eric wusste schon immer, dass er Notfallmediziner werden wollte. Welchen Traumberuf hatten Sie als Kind?

Moritz Otto: Einen Traumberuf hatte ich eigentlich nie so richtig. Mit zehn Jahren fing ich an Leistungssport zu treiben. Das kann man vielleicht auch als Beruf sehen, schließlich habe ich ihn über 15 Jahre betrieben. Mein großer Traum war, Olympiasieger zu werden.

teleschau: Warum gaben Sie den Sport auf?

Otto: Ich hatte versucht, zu den Olympischen Spielen 2012 in London zu kommen. Doch das klappte nicht. Natürlich kannte ich Kollegen, die das Rudern bis zum Alter von 40 Jahren betrieben. Der Leistungssport war aber auch einfach eine unfassbar intensive und anstrengende Beschäftigung. Teilweise trainierte ich bis zu vier-, fünfmal am Tag. Mit 25 dachte ich mir dann: Nö, ich möchte jetzt noch mal etwas Neues ausprobieren, was mich auch fordert, auf eine ganz andere Art und Weise. Und so kam ich letztlich zum Schauspielen.

teleschau: Zuvor studierten Sie aber noch Elektrotechnik. Eine interessante Mischung ...

Otto: Genau, im Alter von 23, 24 Jahren kam ich auf die Idee: Ja, Schauspiel ist eigentlich auch ein cooler Beruf. Aber das Studium der Elektrotechnik ließ sich einfach besser mit dem Leistungssport vereinbaren. Von daher stand das Schauspielstudium zunächst gar nicht zur Debatte. Als ich dann mit dem Leistungssport aufgehört hatte, saß ich eines Tages in der Elektrotechnik-Vorlesung und dachte mir: Das ist nicht das Richtige! Durch Zufall übernahm ich eine kleine Rolle in einem Stück am Düsseldorfer Schauspielhaus. Da merkte ich, dass das einfach genau mein Ding ist: Die Arbeit mit dem Körper, die Arbeit mit dem Geist, die Arbeit mit der Stimme, dieses Kreative, aber auch im Mittelpunkt zu stehen und etwas mitzuteilen. Und so entschied ich relativ spät im Alter von 27 Jahren, das Elektrotechnikstudium abzubrechen. Ich zog wieder bei meinen Eltern zu Hause ein, weil die Schauspielausbildung doch viel Zeit kostet. Nebenher arbeiten ging da eigentlich nicht.

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Vom Wiedereinzug bei den Eltern

teleschau: War es schwer, diesen Schritt zurück vom eigenständigen Leben zu den Eltern zu gehen?

Otto: Es war definitiv eine Umstellung. Aber ich hatte das Glück, dass ich meinen eigenen Bereich in der Wohnung meiner Eltern hatte. Da gab es sogar eine kleine eigene Küche. Von daher war es nicht ganz so schlimm, wie wenn man sein Kinderzimmer direkt neben dem Schlafzimmer der Eltern hat. Außerdem sagte ich mir: Ich will das machen! Und ich will das mit voller Power machen! Das bedeutet: Ich will nicht nebenbei noch arbeiten müssen. Da ich mich mit meiner Familie gut verstehe, gab es da auch gar kein Problem.

teleschau: Sie sagten, Sie seien erst mit Anfang 20 zum Schauspiel gekommen. Haben Sie nie zuvor im Kindertheater oder dergleichen gespielt?

Otto: Nein, der Sport nahm einfach so viel Zeit in Anspruch: Direkt nach der Schule ging es zum Training. Als ich über Ostern bei meiner Familie war, fand ich lustigerweise ein altes Familienalbum mit einem Foto meiner ersten Rolle: Im Kindergarten spielte ich beim Krippenspiel den ersten Hirten. Meine Textzeile lautete: "Ich bringe ihm ein Schaf mit". Doch das war wirklich die einzige Berührung mit Schauspiel, die ich hatte. (lacht)

teleschau: Wie reagierte Ihr Umfeld auf diesen plötzlichen Berufswechsel?

Otto: Ich behielt das anfangs für mich. Erst mal erzählte ich nur meiner Familie davon. Mein Vater war nicht ganz so begeistert, aber meine Mutter sagte: "Wenn du das wirklich machen willst, unterstützen wir dich, so gut es geht." Kurz vor Studienbeginn erzählte ich es dann meinem besten Kumpel. Der staunte schon. Aber heute fiebert er bei jeder neuen Rolle, die ich spiele, mit.

"'Das Traumschiff' ist mehr Urlaubswerbung"

teleschau: Manche behaupten, "Der Schiffsarzt" sei vom ZDF-Dauerbrenner "Das Traumschiff" inspiriert. Sie kennen beide Formate. Würden Sie diese These unterstreichen?

Otto: Ich sehe es eigentlich gar nicht so. Klar, oberflächlich betrachtet spielt beides auf einem Kreuzfahrtschiff. Aber im Grunde ist es wie beim Krimi: Nur weil es in dem einen Film einen Toten gibt und in dem anderen auch, können die Filme total unterschiedlich aufgebaut sein. Ich persönlich habe die ersten beiden Folgen gesehen und entdecke doch einige Unterschiede: "Der Schiffsarzt" ist eine Serie. Im Gegensatz zum "Traumschiff" gibt es einen roten Faden. Außerdem liegt der Fokus vielmehr auf der Handlung und auf den Beziehungen zwischen den Figuren. "Das Traumschiff" hingegen ist mehr Urlaubswerbung. Es geht vor allem um die schönen Bilder, während die Konflikte relativ einfach gehalten sind und sich schnell auflösen. Das ist an sich vollkommen okay, aber bei uns liegt der Fokus einfach vielmehr auf der Spannung.

teleschau: Traumziele, die Fernweh verursachen, gibt es beim "Schiffsarzt" allerdings auch ...

Otto: Na klar, das gehört ja auch dazu! Wir haben ein paar superschöne Aufnahmen von den Inseln, die das Flair reinbringen.

teleschau: Ist es das, was den Reiz an solchen Schiffsreise-Filmen ausmacht?

Otto: Ja, ich glaube schon. Durch Corona wurde dieser Traum vom Reisen sicher auch nochmals verstärkt. Da liefern derartige Formate sicher auch noch die ein oder andere Idee für den nächsten Urlaub. Und im Grunde laden ja alle Geschichten in irgendeiner Form zum Wegdriften ein.

Über private Reisevorlieben

teleschau: Wäre ein Urlaub auf dem Kreuzfahrtschiff etwas für Sie?

Otto: (seufzt) Ich persönlich war zuvor nie auf einem Kreuzfahrtschiff. Ich kenne auch keinen, der eine solche Reise gemacht hat. Meinen ersten Hotelurlaub machte ich mit Anfang 20. Mit meiner Familie war ich immer campen, meistens in Frankreich. Daher stand dieser Komfort, den man auf einem solchen Schiff hat, nie zur Debatte. Der Luxus gehört einfach nicht zu mir. Natürlich kann ich verstehen, dass eine Kreuzfahrt auch ihre Vorteile hat. Es ist bequem, viele Städte, viele Inseln in kurzer Zeit zu bereisen. Dann gibt es diesen Luxus im Spa-Bereich und bei der Essensauswahl. Aber ich verbringe meinen Urlaub lieber zwei Wochen an einem Ort. Ich versuche, den Ort zu erkunden, auch das Nachtleben mitzunehmen. Nur so bekomme ich Erinnerungen, die auch erhalten bleiben, während mir das Kreuzfahrtreisen meistens zu schnell ist. Aber das ist Geschmackssache.

teleschau: Welcher Urlaubsort gefiel Ihnen bislang am besten?

Otto: Für "Das Traumschiff" war ich vor zwei Jahren auf den Seychellen. Das war superschön! Aber der schönste Urlaub war letztes Jahr, als ich auf Malta war. Ich war dort zwei Wochen und diese Zeit war so intensiv: Man hat so viel von der Kultur und der Insel mitgenommen, dass es am Ende auch okay war, nach Hause zu fahren. Es war ein so rundes Erlebnis, dass ich sage: Okay, ich muss da auch gar nicht mehr hin.

"Mein Ziel ist nicht, den Oscar zu gewinnen"

teleschau: Die Dreharbeiten zum "Schiffsarzt" fanden im Herbst 2021 statt. Wie neidisch war Ihr Umfeld, dass Sie reisen dürfen, während andere es nur noch schwer konnten?

Otto: (lacht) Ich habe den Neid schon zu spüren bekommen, wenn auch humorvoll formuliert. Natürlich ist es der Traum von vielen, an solchen Orten zu arbeiten. Aber es war trotzdem harte Arbeit. Danach hatte ich auch erst mal genug vom Reisen.

teleschau: Wie darf man sich den Dreh vorstellen, der während des normalen Betriebs stattfand?

Otto: Das Schiff war trotz der Dreharbeiten mit Urlaubern gefüllt. Wegen Corona waren es allerdings nur etwa halb so viele wie normalerweise. Der komplette Betrieb lief nebenher: Da gibt es Workshops, Sport, Kurse ... Dabei gab es natürlich immer wieder Kollisionen mit unserem Set. Es gab die Durchsagen vom Kapitän ... Man musste schon flexibel sein und sich darauf einstellen: auf die Passagiere, die durchs Bild laufen, oder auf die Hintergrundgeräusche des Schiffs. Verglichen mit unseren anfänglichen Dreharbeiten im Studio war das natürlich schon verwirrend und anstrengend.

teleschau: Sie sagten einmal: "Es geht im Leben immer darum, Ziele zu erreichen": Welche Ziele wollen Sie in Ihrer Karriere noch erreichen?

Otto: Ich möchte möglichst unterschiedliche Dinge spielen, die mich immer wieder neu fordern und neu reizen, und die mich bestenfalls auch im Leben weiterbringen. Ich wünsche mir ein ganz abwechslungsreiches Berufsleben mit vielen spannenden Rollen. Mein Ziel ist nicht, den Oscar zu gewinnen oder irgendeinen Filmpreis zu bekommen, sondern die Möglichkeit zu haben, mich selbst immer wieder neu zu entdecken. Ich würde unglaublich gerne einen Sportler spielen, weil ich dabei natürlich meine persönliche Geschichte einbringen könnte.

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