ZDF-Talk

"Das ist Wählerverarsche": Journalistin holt bei "Markus Lanz" zum Corona-Rundumschlag aus

10.11.2021 von SWYRL

Die Corona-Pandemie beschwört im Herbst einmal mehr Sorgen herauf. Angesichts steigender Inzidenzen allenthalben schlug CDU-Politiker Peter Altmaier bei "Markus Lanz" eine Impfpflicht in bestimmten Berufsgruppen vor. Einer Journalistin in der Runde platzte derweil wegen der Versäumnisse der Politik der Kragen.

Die Lage in der Corona-Pandemie wird im Herbst einmal mehr ernst: Am Montag wurde erstmals seit Ausbruch der Pandemie in Deutschland eine bundesweite Inzidenz von über 200 gemeldet - Tendenz steigend. Am Mittwochmorgen folgte mit dem bisherigen Höchstwert an Neuinfektionen seitens des Robert Koch-Instituts eine weitere Hiobsbotschaft. Um diese Negativtrends zu bremsen und die rasante Entwicklung während der Pandemie umzukehren, plädierte der scheidende Wirtschaftsminister Peter Altmaier im ZDF-Talk "Markus Lanz" für bindende Grenzwerte für eine 2G-Regelung.

Man sollte "vielleicht überlegen, ob wir flächendeckend zu 2G übergehen, zumindest ab einer bestimmten Inzidenz", schlug der CDU-Mann vor. Auf die Nachfrage von Lanz, wo er denn die Grenze ziehe, nannte Altmaier den Inzidenzwert von 200: "Da würde ich mir den Übergang zu 2G vorstellen können." Schon zuvor hatte der 63-Jährige via Twitter Kritik an der Aufhebung der "epidemischen Lage nationaler Tragweite" geübt, die er bei "Markus Lanz" am Dienstagabend erneuerte: "Ich halte das in der Tat für ein fatales Signal, weil viele Menschen glauben, sie sind in Sicherheit."

Altmaier räumte ein, er empfinde wegen der überlasteten Pflegekräfte "auch Scham, aber ich darf auch darauf hinweisen, dass in der öffentlichen Debatte die Meinung vorherrschend war: Der Anstieg der Infektionen sei nicht so dramatisch, weil viele Menschen geimpft seien."

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Ärztin plädiert für Impfpflicht im Gesundheitswesen

Neben einer Neuregelung der 2G-Vorschrift brachte Altmaier auch eine Impfpflicht für gewisse Berufsgruppen aufs Tableau. "Ich bin dafür, dass man es in Pflegeeinrichtungen macht und nicht nur dort", forderte der Politiker. Auf nähere Ausführungen verzichtete er jedoch - nach eigener Aussage aus Rücksicht auf den Noch-Koalitionspartner SPD. Den vagen Worten Altmaiers konnte Ärztin Carola Holzner nichts abgewinnen. Sie entgegnete: "Nennen wir das Kind doch mal beim Namen. Es geht um eine Impfpflicht für Leute, die im Gesundheitswesen arbeiten."

Die Medizinerin sprach sich für eine derartige Regelung aus, denn: "Es ist so ernst, dass wir tatsächlich Themen wie eine Impfpflicht diskutieren müssen." Eine Debatte - auch über eine generelle Impfpflicht - bezeichnete Holzner als notwendig, auch wenn eine Impfung aus ihrer Sicht "auf Aufklärung, nicht auf einem Zwang" beruhen sollte. Noch könne man jedoch viele Ungeimpfte überzeugen. Nach Einschätzung der Ärztin seien nur wenige davon "militante Impfgegner". Die Ärztin ist sich sicher: "Die Leute haben noch einen Aufklärungsbedarf. Die sind nicht erreicht worden, aber ich kann die noch überzeugen."

"Mir sträuben sich die Nackenhaare"

Deutlich weniger Verständnis konnte hingegen Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek erwarten. Zwar war der CSU-Politiker nicht in der Runde zu Gast, doch Gastgeber Markus Lanz ließ ihn in einem Einspieler zu Wort kommen. Darin sprach Holetschek von einer "nicht vorhersehbaren Dynamik" des Infektionsgeschehens.

"Welt"-Politikchefin Claudia Kade platzte daraufhin der Kragen: "Das ist irgendwo zwischen Wählerverarsche und intellektueller Unterforderung." Man habe im Sommer genügend Zeit gehabt, und es seien "genügend Felder" vorhanden gewesen, um sich besser auf die derzeitige Lage vorzubereiten. Lanz sah es ähnlich und verglich Holetschek mit einem "Organisator eines Déjà-vu-Kongresses". Auch Ärztin Carola Holzner redete sich in Rage: "Mir sträuben sich die Nackenhaare, dass wir immer wieder über dasselbe diskutieren." Dabei hätten Erkenntnisse aus Israel genau die derzeitige Entwicklung bereits im Sommer vermuten lassen.

Peter Altmaier sah es naturgemäß anders und warf sich schützend vor die Bundesregierung. Vielmehr schob er die Schuld den Medien und den Wählern in die Schuhe. Noch-Bundeskanzlerin Angela Merkel sei stets "heftig kritisiert worden", wenn sie eine mögliche Verschlimmerung der pandemischen Lage in Aussicht gestellt habe.

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