Nudes - Nackt im Netz - Di. 17.08. - ARD: 22.50 Uhr

Generation Smartphone: Das Internet verzeiht nie

12.08.2021 von SWYRL/Christopher Schmitt

Hinter jeder Ecke kann ein Smartphone lauern: Die norwegische Dramaserie zeigt die dramatischen Folgen, die Nacktbilder von Jugendlichen im Internet nach sich ziehen können. Betroffenen der "Generation Z" drohen Ächtung, Erpressung und Hetzjagden im Netz.

Es ist ein erstes Mal wie aus dem Bilderbuch, mit einem ganz besonderen Menschen: Die 16-jährige Sofia ist total in Axel verschossen, auf einer Party werden sie im Gartenhäuschen - innen designt wie ein Prinzessinnenschloss - intim, Romantik liegt in der Luft. Doch morgens erwacht der Teenager nach einer traumhaften Nacht in einem einzigen Albtraum. Jemand hat sie mit Axel beim Sex gefilmt, die Bilder gehen im Netz rum. Plötzlich hat Sofia den Spitznamen "Prinzessin" weg: Auf Social Media wird sie mit ekelhaften Angeboten der Jungs konfrontiert. Sofia ist eine von drei Jugendlichen, deren Coming-Of-Age-Geschichten in der bewegenden norwegischen Dramaserie "Nudes - Nackt im Netz" erzählt werden. In zehn je zwanzigminütigen Folgen - die ARD zeigt sie allesamt am Stück - erleben Zuschauerinnen und Zuschauer, was die Floskel "Das Internet vergisst nie" für Teenager im Ernstfall bedeuten kann.

Für Sofia (Lena Reinhardtsen) bedeutet die Situation Scham, Wut und Trauer. Mit ihrem Vater kann sie nicht über ihre Lage sprechen. Gut, dass ihre Freundinnen für sie da sind. Parallel zu ihrem Verarbeitungsprozess begibt sich Sofia mit den anderen Mädchen auf Spurensuche: Wer hat das Video gemacht und verbreitet? Hat Axel (Christian Reyes Løvdal) womöglich selbst etwas damit zu tun?

Abonniere doch jetzt unseren Newsletter.

Abonniere doch jetzt unseren Newsletter
Mit Anklicken des Anmeldebuttons willige ich ein, dass mir die teleschau GmbH den von mir ausgewählten Newsletter per E-Mail zusenden darf. Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und kann den Newsletter jederzeit kostenlos abbestellen.

Das Unglück ist nur einen Klick entfernt

Die Folgen vier bis sieben erzählen nicht nur die Geschichte des Opfers, sondern in erster Linie die eines Täters, der sich zunächst keinerlei Schuld bewusst ist. Der gerade volljährige Viktor (Tord Klinge) ist beliebt in seiner Schule und darf als Schülersprecher die Abiturfeierlichkeiten vorbereiten. Der Abend seiner Wahl fällt feuchtfröhlich aus, fünf Monate später wird er selbigen bereuen: Als er von der Polizei vorgeladen wird, weiß der junge Mann überhaupt nicht, worum es geht. Doch damals filmte er bei der Party eine Siebzehnjährige - auch in Norwegen eine Minderjährige - beim Sex und stellte das Video auf Snapchat. Dies macht ihn zum Angeklagten einer Sexualstraftat. Es war nur zehn Minuten online, doch diese leichtsinnige Aktion könnte nicht nur das Leben des Mädchens zerstört haben, sondern auch sein eigenes.

Einen anderen Aspekt der gefährlichen Nacktbilder beleuchtet die dritte Geschichte um die 14-jährige Ada (Anna Storeng Frøseth). Um sie herum machen andere Teenager erste amouröse Erfahrungen, sie selbst ist in ihrer Entwicklung noch nicht so weit. Nichtsdestotrotz hat sie damit zu kämpfen, für ihre Mitschüler und Mitschülerinnen nahezu unsichtbar zu sein. Nach einer Idee ihrer Freundin Trine (Karen Grendal Kolby) gibt sie sich als 16-Jährige aus und meldet sich auf einem Dating-Portal an. Ada genießt die Aufmerksamkeit und die Komplimente des attraktiven Tobias im Chat, der schließlich nicht nur ein sogenanntes "Dickpick" verschickt, sondern selbst von ihr Nacktbilder fordert. Selbige gelangen in pädophile Kreise.

Nacktbilder unter der Blümchendecke

Die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler machen allesamt einen guten Job: Wenn die Unbeschwertheit der Sorge weicht und plötzlich klar wird, welch dramatische Folgen ihre jugendliche Naivität nach sich zieht, können einem ihre überrumpelten Charaktere nur leidtun. Dabei wird deutlich, dass vor allem ihr Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Anerkennung Sofia, Viktor und Ada ins Unglück treibt. Ein Bedürfnis, das in der "Generation Z" ebenso vorherrscht, wie in allen anderen zuvor. Doch noch nie gab es eine Generation, die praktisch mit dem Smartphone in der Hand aufwuchs, und später kann das Smartphone eben in den Händen der Falschen auch zur Waffe werden. Sobald heikle Szenen mit der Handy-Kamera festgehalten werden, bedrohen Bilder und Videos den Ruf und manchmal sogar die Zukunft der Kids.

Sofia würde alles tun, um ihrem großen Schwarm nahe zu sein. Viktor filmte mit, weil alle das taten, und die junge unerfahrene Ada trägt nicht nur einen Smiley auf dem T-Shirt, sondern auch ein Lächeln im Gesicht, wenn Tobias schreibt - und macht Nacktbilder unter der Blümchendecke. Mögen ihre Handlungen auf Erwachsene noch so naiv wirken, erscheinen sie im jugendlichen Kontext zumindest nachvollziehbar.

"Nudes - Nackt im Netz" präsentiert Extremfälle, macht auf diese Weise vehement auf die Problematik aufmerksam: Einmal im Netz, bekommt man die Schnipsel meist nicht mehr eingefangen. Angesichts der jungen Zielgruppe passt es gut, dass die Dramaserie aus Norwegen ab 18. August für 30 Tage in der ARD-Mediathek verfügbar ist.

Das könnte dir auch gefallen


Trending auf SWYRL