"hallo deutschland"-Moderatorin Lissy Ishag im Interview

"Bei einem Vorsprechen in einer Schauspielschule bin ich kläglich gescheitert"

14.06.2022 von SWYRL/Franziska Wenzlick

Seit mittlerweile neun Jahren steht Lissy Ishag als Moderatorin des ZDF-Boulevardmagazins "hallo deutschland" vor der Kamera. Welche weiteren Talente die ehemalige Sängerin einer Red Hot Chili Peppers-Coverband (nicht) hat und wieso ihr Hund den Namen "Hose" trägt, erklärt die 43-Jährige im Interview.

Na, wenn das mal kein Grund zum Feiern ist: Seit einem Vierteljahrhundert heißt es jeden Werktag im Zweiten pünktlich zum Feierabend: "hallo deutschland". Ob Steffen Seibert, Ingo Nommsen oder Marco Schreyl: Sie alle moderierten einst das erfolgreichste Boulevardmagazin des Landes. Seit 2013 ist Lissy Ishag (im Wechsel mit ihrem Kollegen Tim Niedernolte) diejenige, die montags bis freitags das ZDF-Publikum begrüßen darf. Anlässlich des 25-Jahre-Jubiläums präsentiert die im Sauerland aufgewachsene Moderatorin mit ägyptischen Wurzeln nun eine Geburtstagssendung (Freitag, 17. Juni, 17.10 Uhr) - und verrät im Interview, weshalb sie fest mit weiteren 25 Jahren "hallo deutschland" rechnet.

teleschau: Eine grundlegende Frage zum Anfang: Ihr Hund hört auf den Namen "Hose". Wieso?

Lissy Ishag: (lacht) So wirklich kann ich das leider nicht beantworten. Es ist mittlerweile zwölf Jahre her, seit Hose zu uns kam. Ich weiß noch, dass wir damals nach zweisilbigen Namen suchten, weil Hunde darauf gut hören. Außerdem sollte der Name außergewöhnlich sein. Als wir ihn dann von dem Bauernhof geholt haben, auf dem er geboren wurde, war klar: Das ist Hose. Leider hat der Name auch seine Tücken ...

teleschau: Welche denn?

Ishag: Wir hatten nicht bedacht, dass man vor allem bei Welpen noch relativ oft "Aus!" oder "Runter!" rufen muss - auch in der Öffentlichkeit. Können Sie sich die Blicke vorstellen, wenn man "Hose aus!" oder "Hose runter!" durch den Park schreit?

teleschau: Heute ist Hose der Star Ihres Instagram-Profils. Würden Sie auch Ihre Kinder im Netz präsentieren?

Ishag: Auf keinen Fall. Ich finde es furchtbar, seine Kinder online zu zeigen! Das sage ich auch meinen Freundinnen und Freunden so. Viele denken sich nichts dabei, wenn sie Fotos ihrer Kinder zum Beispiel bei WhatsApp als Profilbild verwenden. Auch Kinder haben ein Recht am eigenen Bild, streng genommen dürfen sie also gar nicht gegen ihren Willen gepostet werden. Dabei geht es auch um eine gewisse Vorbildfunktion.

Abonniere unseren Newsletter und wir versprechen, deine Mailadresse nur dafür zu verwenden.

Abonniere doch jetzt unseren Newsletter
Mit Anklicken des Anmeldebuttons willige ich ein, dass mir die teleschau GmbH den von mir ausgewählten Newsletter per E-Mail zusenden darf. Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und kann den Newsletter jederzeit kostenlos abbestellen.

"Auch als Eltern muss man die Persönlichkeitsrechte seiner Kinder achten"

teleschau: Inwiefern?

Ishag: Auch als Eltern muss man die Persönlichkeitsrechte seiner Kinder achten. Ich will meinen Kindern das Bewusstsein mit auf den Weg geben, dass ich mich darüber nicht einfach hinwegsetzen kann, nur, weil ich die Mama in.

teleschau: Haben Ihre Kinder denn schon ein eigenes Smartphone?

Ishag: Nein, aber sie sind ja auch noch recht jung. Mein Handy dürfen sie allerdings benutzen. In der Schule werden die neuen technischen Möglichkeiten auch schon ab der ersten Klasse mit einbezogen. Meine Kinder besuchen die erste und zweite Klasse und brauchen da auch schon Kopfhörer für die Schul-iPads.

teleschau: Was halten Sie davon, Kinder schon so früh an Medien und das Internet heranzuführen?

Ishag: Es ist weltfremd, zu denken, dass Kinder nicht ohnehin eines Tages damit in Berührung kommen. Das Wichtigste ist, ihnen von Anfang an einen vernünftigen Umgang damit beizubringen. Das wird später immerhin ein großer Teil ihrer Lebenswirklichkeit sein.

teleschau: Sie sind Botschafterin der Initiative "SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht". Wie vermitteln Sie Ihren eigenen Kindern Medienkompetenz?

Ishag: Es ist schwieriger, als gedacht (lacht). Und das, obwohl ich ja eigentlich vom Fach bin. Ich dachte immer, ich bin selbst so medienaffin, das wird sicher kein Problem für mich. Es gibt aber bestimmte Handyspiele, bei denen dann eben doch Werbung läuft oder irgendetwas passiert, das nicht für Kinder geeignet ist. Mein Weg ist es, mich damit zu beschäftigen und mir die Dinge dann mit meinen Kindern gemeinsam anzusehen. Ich will Ansprechpartnerin bleiben und sie nicht mit einem technischen Gerät in die Ecke setzen, um währenddessen meine Ruhe zu haben. Das ist nicht Sinn der Sache.

Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

"Das schönste Erlebnis meiner bisherigen Arbeit"

teleschau: Weg vom Internet, hin zum TV - immerhin feiert Ihre Sendung "hallo deutschland" 25-jähriges Bestehen. Sie selbst sind seit 2013 Teil des Formats. Welche Momente blieben Ihnen bislang besonders in Erinnerung?

Ishag: Für mich ist es immer schön, wenn ich mal rauskomme - zum Beispiel bei "hallo deutschland on tour" im vergangenen Jahr. Ich konnte sehen, was die Sendung den Zuschauerinnen und Zuschauern bedeutet und bekam auch mal direkte Resonanz. Mein absolutes Highlight war jedoch ein Beitrag, den ich nun auch für die Jubiläumssendung noch einmal aufgreifen durfte.

teleschau: Worum ging es dabei?

Ishag: Um die mittlerweile 102-jährige Agnes in Berlin, die in einer WG mit dem 28-jährigen Amir lebt. Wir durften uns für die Sendung aussuchen, wen wir besuchen wollen. Mir war sofort klar, wohin die Reise für mich geht. Es war das schönste Erlebnis meiner bisherigen Arbeit, diese außergewöhnliche Wohngemeinschaft kennenlernen zu dürfen.

teleschau: Halten Sie noch immer Kontakt mit Agnes und Amir?

Ishag: Ja, hauptsächlich über Instagram. Ein Beispiel: Kurz bevor ich die beiden besuchte, war Agnes' Ehering gestohlen worden. Zufälligerweise trug ich beim Dreh mehrere Ringe und schenkte Agnes als Trost einen davon. Jetzt schickt mir Amir regelmäßig Videos von Agnes, in denen sie erzählt, dass sie den Ring auf der Straße gefunden habe oder er ihr von einer alten Frau geschenkt worden sei. Agnes leidet unter Demenz und kann sich insofern nicht mehr daran erinnern, dass der Ring von mir ist, aber sie freut sich jeden Tag aufs Neue darüber.

Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

"Ich bin ein sehr emotionaler Mensch"

teleschau: Leider gehört zu Ihrem Beruf auch, weniger schöne Geschichten zu erzählen. Wie nahe gehen Ihnen Berichte zu tragischen Themen?

Ishag: Ich bin ein sehr emotionaler Mensch, habe aber in diesem Job auch gelernt, mit diesen Themen umzugehen. Als Mutter ist das für mich oft schwierig, wenn es etwa um Kindesmissbrauch geht. Solche Themen beschäftigen mich auch dann noch, wenn die Kamera aus ist - ich nehme sie häufig mit nach Hause. Trotzdem finde ich es auch wichtig, genau solche Nachrichten der Öffentlichkeit mit dem nötigen Feingefühl zugänglich zu machen - es ist die Realität.

teleschau: Wie entscheiden Sie, welche Themen es in die Sendung schaffen?

Ishag: Ich bin als Moderatorin auch Teil der Redaktion und schreibe alle meine Texte selbst. Wir besprechen aber gemeinsam, was wir thematisieren wollen, und was nicht. Gerade wenn es um emotional belastende Themen geht, haben wir in unserer Sendung die Möglichkeit, Hintergründe zu liefern, die über den Rahmen einer gewöhnlichen Nachrichtensendung hinausgehen. Insofern wird intern viel darüber diskutiert, worüber wir berichten. Manchmal werden Abläufe auch noch umgebaut, während die Sendung bereits läuft. Es bleibt aufregend!

teleschau: Apropos aufregend: In der Jubiläumsausgabe werden Sie zum ersten Mal gemeinsam mit Ihrem Kollegen Tim Niedernolte vor der Kamera stehen. Sind Sie nervös?

Ishag: Das nicht, aber es wird sicher spannend. Ich freue mich auf jeden Fall schon, Tim und ich verstehen uns sehr gut. Ich kenne das bereits vom Radio: Es macht Spaß, sich die Bälle zuzuspielen.

teleschau: Bis 2008 arbeiteten Sie als Radiomoderatorin. War es schon immer Ihr Traum, Journalistin zu werden?

Ishag: Nein. Früher wollte ich Schauspielerin werden. Bei einem Vorsprechen in einer Schauspielschule bin ich allerdings kläglich gescheitert (lacht).

teleschau: Im vergangenen Jahr ging Ihr damaliger Wunsch gewissermaßen doch noch in Erfüllung ...

Ishag: Stimmt! Ich hatte einen kurzen Auftritt im ZDF-Zweiteiler "Mord in der Familie - Der Zauberwürfel". Als Schauspielerei zählt das allerdings nicht wirklich (lacht)! Ich habe Nachrichten vorgetragen. Die habe ich zwar ausnahmsweise nicht selbst geschrieben, aber ansonsten war das eigentlich nur mein normaler Job.

teleschau: Also könnten Sie sich nicht vorstellen, eines Tages eine größere Rolle zu übernehmen?

Ishag: Ich befürchte, das ist keine gute Idee. Dafür bin ich schlichtweg zu schlecht (lacht).

"Vermutlich muss man mich eines Tages aus dem Studio tragen"

teleschau: Dafür haben Sie andere Talente: Sie waren Sängerin einer Red Hot Chili Peppers-Coverband!

Ishag: Stimmt. Die gibt es mittlerweile leider nicht mehr ...

teleschau: Wieso ausgerechnet die Red Hot Chili Peppers?

Ishag: Ich war ein großer Fan! Ich höre die Musik immer noch gerne, aber mittlerweile gehe ich nicht mehr auf jedes Konzert. Vor allem die Texte haben es mir aber bis heute angetan.

teleschau: Was ist sonst noch auf Ihrer Playlist zu finden?

Ishag: Eine ganz schön turbulente Mischung - von Beyoncé bis System of a Down ist alles dabei (lacht). Es muss mich halt abholen.

teleschau: Machen Sie selbst noch Musik?

Ishag: Ja, ich singe in der bigmainzelband, der Big Band des ZDF. Als Kind habe ich mal gelernt, Klavier und Geige zu spielen. Meine Mutter, die selbst Musikerin ist, hatte den Wunsch, dass meine Geschwister und ich sehr musikalisch werden. Ich habe die Klavier- und Geigenstunden dann aber als Teenager zugunsten einer Punkband sausen lassen. Berufsmusikerin könnte ich ohnehin nicht sein, so gut bin ich nicht. Mal davon abgesehen, dass ich dann noch mehr unterwegs wäre, als ich es ohnehin schon bin.

teleschau: Sie bleiben "hallo deutschland" also noch lange erhalten?

Ishag: Das hoffe ich! Vermutlich muss man mich eines Tages aus dem Studio tragen (lacht).

teleschau: Denken Sie denn, dass die Sendung noch weitere 25 Jahre laufen wird?

Ishag: Auf jeden Fall. "hallo deutschland" ist schließlich völlig zu Recht die Quotenkönigin unter den Boulevardsendungen. Solche Formate braucht es immer. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.

Das könnte dir auch gefallen


Trending auf SWYRL