Das Glaszimmer - Fr. 06.09. - 3sat: 20.15 Uhr

Anpassung zu Zeiten des Krieges

03.09.2024 von SWYRL/Hans Czerny

Wie bringt man Kindern die Zeit des Nationalsozialismus' und des Zweiten Weltkriegs näher? In seinem Familienfilm "Das Glaszimmer" (2020) erzählt Christian Lerch vom Ende des Krieges in Niederbayern, wohin es einen Jungen nach den Bombenangriffen auf München mit seiner Mutter verschlägt.

Kurz vor dem Ende des Kriegs fliehen der elfjährige Felix (Xari Wimbauer) und seine Mutter Anna (Lisa Wagner) vor den Bomben aus München nach Niederbayern, ins Haus der verstorbenen Tante. Dort, wo ein Volksempfänger die einzige Verbindung mit der Außenwelt ist, wird noch felsenfest an den Endsieg geglaubt. Der Ortsgruppenleiter Feik (Philipp Hochmair) trägt mit Stolz seine Naziuniform und erklärt, dass man sich hier mit "Heil Hitler!" begrüßt. Felix' Vater ist als Soldat im Krieg, die Mutter alles andere als eine überzeugte Nationalsozialistin. Felix selbst aber will dazugehören, und so macht er gerne bei den Kriegsspielen des Sohns des Ortsgruppenleiters Karri (Luis Vorbach) mit, der Anführer bei der örtlichen Hitlerjugend ist. Man übt sich im Anlegen der Gasmasken und "kämpft" an der Westfront. Bis eines Tages Ortsgruppenleiter Feik die Botschaft überbringt, Felix' Vater sei an der Ostfront gefallen. Doch während auch in Niederbayern Bomben fallen, kehrt Felix' Vater Bernd (Hans Löw) überraschend heim.

Während sich der Vater als Deserteur verstecken muss, schreibt Felix mit einer Freundin einen Brief, worin er Hitler bittet, den Krieg sofort zu beenden, weil es in ihm doch nur Opfer gibt. Als der Brief Feik in die Hände fällt, zwingt er Felix, ihn unter schrecklichen Drohungen zu verbrennen.

Sicher ist das Kriegsende für viele schrecklicher gewesen, als hier geschildert. Viele "Deserteure", die Frieden wollten, wurden in letzter Minute gehenkt. Lerchs "Glaszimmer" aber erzählt nicht nur von einem wunderbaren Rückzugsort im Haus der Tante, wo die Sonne mit Farben spielt und bunte Scherben glitzern. Der Film versucht vor allem, die Zeit des Nationalsozialismus mit dem Blick eines Kindes zu schildern. Er erzählt von den Verführungen desjenigen, der dazugehören will, von den Gefahren der Anpassung und des Opportunismus'.

Insofern ist der Einwand des Autors der Buchvorlage, des 1935 geborenen Autors Josef Einwanger ("Das Glaszimmer und ein Brief an den Führer"), einigermaßen unverständlich. Er sah seine Vorlage unter anderem wegen historischer Unstimmigkeiten verfälscht.

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