Die 12 großen "Tatort"-Skandale
In 50 Jahren haben die "Tatort"-Macher die Grenzen des Krimiformats manches Mal gedehnt. Echte Skandale waren dennoch die Ausnahme - doch es gab sie, ausgelöst etwa durch eine blutjunge Nastassja Kinski (Szene mit Klaus Schwarzkopf). In der Galerie geht's zu den größten Aufregern des ARD-Sonntagskrimis.
© NDR12. Der Fastnachts-Kater
"Ich hab im Traum geweinet" (2020): Dass dieser "Tatort" um 20.15 Uhr laufen durfte, war schon eine kleine Überraschung. Das Fastnachts-Inferno von Radikal-Regisseur Jan Bonny mit den Schwarzwald-Kommissaren Tobler (Eva Löbau) und Berg (Hans-Jochen Wagner) zeigte nackte Kommissare, expliziten Geschlechtsverkehr mit Gewalt, alles in quälend langen Einstellungen.
© SWR / Benoît Linder12. Der Fastnachts-Kater
Da überraschte es nur wenig, dass die Zuschauerzahlen deutlich unterm Schnitt der sonst so beliebten Sonntagskrimireihe verblieben. 6,1 Millionen waren im Schnitt dabei. "Furchtbar", "grauenhaft", "ganz schlimm", ließen einige bei Facebook und Twitter den Frust raus. Die meisten Kritiker hatte Regisseur Bonny jedoch auf seiner Seite.
© SWR / Benoît Linder11. Lolitas Rückkehr
Auch dieser Schwarzwald-"Tatort" von 2019 - später preisgekürt - löste eine breite Kontroverse aus: Wurde man durchs Zusehen zum Komplizen eines Mannes (Andreas Lust), der eine Minderjährige (Meira Durand) in seiner (sexuellen) Gewalt hatte? Eine schwer verdauliche Lolita-Geschichte, auf die Palme brachte viele Zuschauer aber eine ganz spezielle Szene ...
© ZDF / SWR / Benoit Linder. 11. Lolitas Rückkehr
In einer expliziten Gewaltorgie wird gezeigt, wie ein Hund erschlagen wird. Zu viel für viele Zuschauer: "Ab jetzt werde ich Tatort boykottieren!", drohte eine Twitter-Userin stellvertretend für viele. Eine andere wunderte sich: "Warum schockiert das uns mehr als der sexuelle Missbrauch des Mädchens?"
© SWR / Benoit Lindner10. Der Leichenrekord
"Im Schmerz geboren" (2014): Ob es nun 47 Leichen waren oder, wie andere zählten, gar 54. Der Fall des ohnehin viel diskutierten Kommissars Murot (Ulrich Tukur) stellte einen neuen "Leichenrekord" auf. Umstritten war der Fall jedoch auch aus anderen Gründen ...
© HR / Philip Sichler10. Der Leichenrekord
Der Spaghettiwestern, die Nouvelle Vague und Quentin Tarantino gleichermaßen zitierende Film brach mit den Sehgewohnheiten am Sonntagabend und mutete dem traditionsbewussten "Tatort"-Fan auch stilistisch eine Menge zu. Das jedoch ist bei den Tukur-"Tatorten" bis heute der Fall.
© HR / Philip Sichler9. Das traurige Ende der Franziska Lüttgenjohann
"Franziska" (2013): Aus Jugendschutzgründen durfte der Film erst um 22 Uhr gezeigt werden. Der tatsächlich psychisch fordernde Krimi brach mit einem Tabu: Er ging nicht gut aus.
© WDR / Martin Valentin Menke9. Das traurige Ende der Franziska Lüttgenjohann
Die Titelfigur starb qualvoll. Tessa Mittelstaedt verabschiedete sich auf diese Weise als Kölner Ermittlerin Franziska Lüttgenjohann.
© WDR / Martin Valentin Menke8. Das Inzestmotiv
"Wem Ehre gebührt" (2007): Der Krimi löste erhebliche Proteste in der alevitischen Gemeinde aus, nachdem Themen wie Inzest und Ehrenmord behandelt wurden. Es kam zu Protesten vor dem ARD-Hauptstadtstudio.8. Das Inzestmotiv
Der Film mit Aylin Tezel (rechts) und Maria Furtwängler als Kommissarin Lindholm wird seither nicht mehr wiederholt.
© NDR / Christine Schroeder7. Aufgespießt am Fleischerhaken
"Die Liebe der Schlachter" (2003): Der Bremer "Tatort" wurde vor allem in den Boulevardmedien zum Skandal gemacht. Ein Mann landet darin mit dem Rücken an einem Fleischerhaken und stirbt. Im Bild: Maja Maranow, Peter Kurth (Mitte) und Hannes Jaenicke.
© RB / Jörg Landsberg7. Aufgespießt am Fleischerhaken
Die explizite Darstellung dieser Tat sorgte für Aufsehen, wenngleich nicht lange. Fun Fact: Hannes Jaenicke, der den Schlachter Hans Pietsch spielt, ist im wahren Leben überzeugter Veganer.
© Radio Bremen/Jörg Landsberg6. Terroristenbild im "Tatort"
"Bestien" (2001): Gleich zweimal geriet der "Tatort" aus Köln in die Schlagzeilen: Zum einen ließ Kommissar Ballauf die Mörderin trotz Beweisen laufen, was zu einer Diskussion zum Thema "Lynchjustiz" führte ...
© WDR6. Terroristenbild im "Tatort"
Zum anderen ist in einer kurzen Szene auf Ermittlungsakten das Foto des NSU-Terroristen Uwe Mundlos zu sehen, der damals noch weitgehend unbekannt war. (Szene mit Armin Rohde und Teresa Harder).
© WDR / Uwe Stratmann5. Rote Karte für Berlin
"Krokodilwächter" (1996): Auch der vierte Fall des mäßig erfolgreichen Berliner Duos Roiter (Winfried Glatzeder, rechts) und Zorowski (Robinson Reichel) verschwand auf Ewigkeiten in den ARD-Archiven. Empörte Reaktionen gab es auch aus der Politik.
© RBB5. Rote Karte für Berlin
Der damalige Medienbeauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hans-Otto Wilhelm, geißelte die "unerträglich wirkenden Gewaltszenen" als "brutal, sexistisch und menschenverachtend". Der Krimi handelt von Ermittlungen im Berliner Rotlichtmilieu.
© RBB4. Brutales aus dem Pott
"Blutspur" (1989): Der Schimanski-"Tatort" wurde mehr als zehn Jahre nicht ausgestrahlt, nachdem er auf brutale Weise reihenweise Morde an Schiiten und anderen Minderheiten zeigt. Er gehört zu den brutalsten "Tatorten" aller Zeiten ...
© WDR4. Brutales aus dem Pott
Aber fraglos gehört "Blutspur" auch zu den schlechtesten Filmen des legendären Duisburger Ermittlerduos. Trotz namhafter Besetzung, von links: Rolf Zacher, Götz George, Eberhard Feik, Vadim Glowna. Hinten: Marita Marshall.
© WDR / Primke3. Irre Gewaltfantasien
"Der gelbe Unterrock" (1980): 35 Jahre lang behielt die ARD den "Tatort" mit Kommissarin Buchmüller (Nicole Heesters) im viel zitierten "Giftschrank", ehe er Anfang 2016 noch einmal gezeigt wurde. Zum einen, weil er qualitativ - ganz objektiv gesehen - miserabel war ...
© SWR / Wolfgang Pankoke3. Irre Gewaltfantasien
Zum anderen, weil er die Gewaltfantasien eines psychisch gestörten Kleiderfetischisten allzu deutlich formulierte. (Szene mit Thomas Heitkamp, links, und Udo Thomer.)
© SWR / Wolfgang Pankoke2. Als Strauß protestierte ...
"Tod im U-Bahnschacht" (1975): Drei Jahre lang ermittelte der Schauspieler Martin Hirthe als Kommissar Schmidt in Berlin: Sein erster Fall sorgte deutschlandweit für Entsetzen ob einer Unfallszene, bei der die Kamera gnadenlos draufhielt.
© SFB2. Als Strauß protestierte ...
Sogar der CSU-Vorsitzende Franz Josef Strauß (Bild) schaltete sich dem Vernehmen nach ein und beklagte einen "Banditenfilm aus Montevideo mit Bordelleinlage".
© Keystone1. Der Lolita-Skandal
"Reifezeugnis" (1977): Ein Lehrer Anfang 30 (Christian Quadflieg) verliebt sich in eine Minderjährige (Nastassja Kinski), die sich lasziv zur besten Sendezeit auf dem Bildschirm als Verführerin gibt. Was im März 1977 ein Skandal war, wäre auch heute noch einer.
© NDR1. Der Lolita-Skandal
Zumal: Nastassja Kinski, die damals eine 17-Jährige spielte (hier in einer Szene mit Marcus Boysen), war in Wahrheit erst 15 und zeigte viel nackte Haut. Dem Regisseur der Folge schadete der Skandal übrigens nicht: Für Wolfgang Petersen ("Das Boot") war es vielmehr das Sprungbrett in eine Weltkarriere.
© NDR