Bundestrainer bei "Bestbesetzung"

Nagelsmann zur Entscheidung zwischen Bayern und dem DFB: "Da sitzt kein Stachel tief"

25.04.2024 von SWYRL

Nach der Vertragsverlängerung beim DFB richtet Julian Nagelsmann im Gespräch mit Johannes B. Kerner den Blick Richtung EM - und zurück: auf das Ende seiner Profilaufbahn, das Angebot des FC Bayern und den Moment, als er erstmals an der Seitenlinie die Nationalhymne mitsang.

Bereits nach wenigen Minuten ging Johannes B. Kerner in seinem Talk "Bestbesetzung" (ab sofort bei MagentaTV+) ans Eingemachte: "Was hat der DFB, was der FC Bayern nicht hat?", hakte er bei Julian Nagelsmann nach. Die berufliche Zukunft des Bundestrainers war bis zu seiner Vertragsverlängerung das bestimmende Fußball-Thema. Es sei keine Entscheidung "gegen" Bayern München gewesen, betonte Nagelsmann im EM-Quartier der Nationalelf in Herzogenaurach. Der Bundestrainer widersprach auch Bayern-Sportvorstand Max Eberl: Es sitze "kein Stachel tief".

"Ich habe mich bewusst für den DFB entschieden. Ich habe unglaublich gute Gespräche gehabt mit allen im Verband." Ihm sei wichtig gewesen, "überhaupt keinen Zweifel" daran zu lassen, "dass ich mit Haut und Haaren für die erfolgreiche Heim-EM kämpfe". Es sollte nicht der Eindruck entstehen, er müsse sich auf einen anderen Job vorbereiten. Auch familiäre Themen sowie die Einschätzung seiner Co-Trainer hätten bei der Entscheidung eine wichtige Rolle gespielt. Beim FC Bayern hätte er vermutlich deutlich mehr verdient, merkte Kerner an. "Das ist jetzt nicht meine Triebfeder", betonte Nagelsmann. Außerdem: "Ich hatte jetzt nicht 'nur' Bayern München und den DFB, es waren schon noch ein paar andere Clubs da."

Auch die Vertragsverlängerung von Rudi Völler sei wichtig für seine Entscheidung gewesen. Völler habe ihn oft angerufen und angeschrieben, sei "wie eine Vaterfigur". Das Bemühen bereits vor den letzten beiden erfolgreich verlaufenen Länderspielen werte er als wichtiges Zeichen. "Das Vertrauen, das ich da spüre, war mir schon sehr, sehr wichtig." Er habe nach den Partien gegen Frankreich und die Niederlande "ein sehr gutes Gefühl". Man habe "mutige Entscheidungen getroffen".

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Nagelsmann offen über seinen Vater: "Wenn er das sehen würde, würde er es bereuen."

Als "sehr handzahmes Kind" wuchs Nagelsmann in einem kleinen Dorf in der Nähe des bayerischen Landsbergs auf. Eine Verletzung sorgte dafür, dass er bereits im Alter von 20 Jahren die eigene Profikarriere an den Nagel hängen musste. Es sei ein "unglaublich trauriger Tag" gewesen. Heute bezeichnet er es als "Fügung", dass er relativ schnell ein "relativ erfolgreicher Trainer in hohen Spielklassen" wurde - der jüngste Bundesliga- und Bundestrainer überhaupt. "Ich denke oft daran zurück, dass es wichtig ist im Leben Entscheidungen zu treffen, auch wenn sie sich vielleicht in dem Moment hart anfühlen."

Um diese Zeit herum folgte auch der größte Schicksalsschlag seines Lebens, als sein Vater sich das Leben genommen hatte. "Akzeptieren konnte ich das relativ schnell", so Nagelsmann. "Ich glaube, es ist ein ganz wichtiger Punkt damit klarzukommen, dass man versucht, sich in die Lage des anderen zu versetzen." Am Ende tue es ihm auch Leid, "dass er viele Momente nicht erleben kann": ihn als Trainer oder gemeinsame Urlaube mit der Familie. "Wenn er das sehen würde, würde er es bereuen."

Prägende Wochen seien das gewesen, "weil du viele Entscheidungen treffen musst in relativ jungen Jahren, die mit dem normalen Leben eines 20-, 21-Jährigen nicht viel zu tun haben". Im Vergleich zum Fußball gebe es "bedeutendere Dinge im Leben, die deutlich wichtiger sind. Und da reift man schon."

"Da darf man mal ein Tränchen verdrücken, wenn die Nationalhymne kommt"

Nun muss er die Nationalelf auf die Heim-EM vorbereiten. Das erste Mal die Nationalhymne an der Seitenlinie mitzusingen, sei "sehr, sehr prägend" gewesen. "Ich bin schon einer der Männergeneration, die auch Weinen zulassen. Und da darf man auch mal ein Tränchen verdrücken, wenn die Nationalhymne kommt." Generell finde er, "ein gesunder Nationalstolz ist sehr, sehr wichtig". Er freue sich "jeden Tag, in diesem schönen Land leben zu dürfen".

Für Kerner ein gelungener Übergang zu gesellschaftlichen Themen wie sozialer Spaltung und politischer Extreme. Jeder, der ins Land komme, sei verantwortlich, sich in die Gesellschaft zu integrieren, aber Nagelsmann betonte nachdrücklich: "Auch wir als Gesellschaft sind dafür verantwortlich die Menschen aufzunehmen, ihnen den Weg auch in unsere Gesellschaft zu erleichtern, mit offenen Armen dazustehen."

"Wir müssen uns selbst begeistern"

Nagelsmann tat sich schwer, genau zu definieren, ab wann die kommende Europameisterschaft für ihn erfolgreich verlaufe. "Es kann natürlich sein, dass du in der K.-o.-Runde einen Top-Gegner hast. Dann zählt auch ein bisschen die Tagesform, Momente."

Mit Blick auf die mögliche EM-Stimmung im Land erklärte der Bundestrainer: "Wir müssen uns selbst begeistern." Dann werde die Begeisterung der Mannschaft "automatisch überschwappen auf die Fans und dann kommt es wieder zurück". Vielleicht hilft Nagelsmanns Ritual: Lange Zeit habe er "zwei Dosen Energy getrunken vor dem Spiel, mittlerweile haben wir es reduziert auf eine". Gewechselt werde der Drink aus Aberglaube nur bei einer Niederlage.

Bei gleichbleibender Getränkeauswahl stehen die Chancen also gut. Auf die Frage, was er denn am 14. Juli - dem Tag des Finales in Berlin - mache, antwortete Nagelsmann: "Hoffentlich ein sehr gutes Spiel von uns sehen." Es sei "legitim und gesund", vorzuleben, "dass wir als Trainerteam und als Mannschaft antreten, um den Titel zu gewinnen".

Zu einer konkreten Aussage, mit welchem Personal das geschehen soll, ließ sich Nagelsmann nicht drängen. Seinen Äußerungen in Kerners "Taktik-Kabuff" ist jedoch zu entnehmen, dass der Bundestrainer Leverkusens "Strukturspieler" Robert Andrich eine zentrale Rolle zuspricht und er Wert darauf legt, dass die Spieler zu ihrer anvertrauten Rolle stehen.

"Julian Nagelsmann - Das Interview" läuft am Freitag, 25. April, 20 Uhr exklusiv bei MagentaTV auf FUSSBALL.TV 1 und ist ab sofort bei MagentaTV+ abrufbar.

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